Trogir - Stari Grad (Insel Hvar), 7 km, 50 Hm, Fähren
1700 Jahre altes Marmorpflaster.

Der Tag beginnt kalt und feucht. Wir besichtigen die Kathedrale von Trogir und steigen auf deren Kirchturm, um eine Aussicht über das Häusermeer zu bekommen. Um 11:15 Uhr fahren wir mit einem kleinen Boot der Bura-Line (→ Link) nach Split. Das Boot fasst rund 45 Personen und ist voll besetzt. Unserer Räder fahren achtern mit. So ersparen wir uns die unattraktive Strecke nach Split. Mittlerweile regnet es kräftig.
In Split ließ um das Jahr 300 der römische Kaiser Diokletian einen gewaltigen Palast erbauen. Schon im Mittelalter begannen die Einwohner Splits die mächtige Anlage für sich zu nutzen - innerhalb der schützenden Palastmauern bauten sie die Altstadt. Der fast quadratische, rund 200x200 m große historische Stadtkern ist von einer knapp 20 m hohen Mauer umschlossen. Auf jeder Seite gewährt ein Tor den Zugang, das See-, Eisen-, Gold- und Silbertor (im Uhrzeigersinn). Das 1700 Jahre alte Marmorpflaster ist rutschig vom Regen.
Um 14:30 Uhr entern wir die Fähre nach Stari Grad auf der Insel Hvar (→ Info). Da 20 Minuten vor der Abfahrt alle Wartenden zu einem andern Schiff geschickt werden, entsteht ein mittelgroßes Durcheinander. Auch die Besatzung der “Marco Polo” ist von der kurzfristigen Planänderung offensichtlich überrascht.
In Stari Grad haben wir Glück und finden eine Unterkunft mit Blick auf den Hafen (Stari Grad = Alte Stadt). Mittlerweile ist es deutlich freundlicher und wärmer. Des Abends gönnen wir uns leckeren Fisch im Restaurant Ermitaž. Können wir sehr empfehlen.
Info: Der Katamaran nach Hvar-Stadt nimmt keine Fahrräder mit.
Stari Grad - Sućuraj (Insel Hvar), 74 km, 910 Hm
Sonnige Aussichten.
Geht doch! Des Morgens scheint die Sonne von einem blauen Himmel, mit 20-25 °C ist es angenehm warm. Wir frühstücken auf unserem Balkon mit Blick auf den Hafen.
Durch eine fruchtbare Ebene geht es nach Vrboska. Es werden Wein und Oliven angebaut. Die Felder sind mit Bruchsteinmauern eingefasst. Hier und da grast ein Esel oder steht eine kleine Steinhütte. Im Norden erkennen wir die kargen Hänge der Insel Brać, im Süden erhebt sich ein grüner Bergrücken. Über den unbefestigten Weg hüpfen tausende daumengroße Fröschlein. In Jelsa gönnen wir uns ein Eis an der attraktiven Promenade.
Weiter geht es entlang einiger hübscher Buchten durch einen Kiefernwald. Dann klettert die Straße ins Inselinnere. Hier ist die Landschaft karger. Oliven, Kiefern, Lavendel, Zypressen und Bruchsteinmauern bestimmen das Bild. Immer wieder eröffnen sich tolle Ausblicke auf das Küstengebirge oder die südlichen Nachbarinseln. Je weiter wir nach Osten radeln, desto schmaler wird die Insel und desto häufiger werden die Ausblicke. Die Straße wird gerade neu gemacht, was uns einige holprige Kilometer beschert.
Der Ort Sućuraj und das Kamp Mlaska am östlichen Ende der Insel können mit der Attraktivität der westlichen Orte nicht mithalten. Obwohl heute Sonntag ist hatten die meisten Supermärkte bis 12 Uhr geöffnet.
Sućuraj - Korčula (Insel Korčula), 63 km, 950 Hm
Inselhüpfen.

Mit der Fähre geht es nach Drvenik auf dem Festland. Im bis zu 1100 m hohen Küstengebirge hängen Wolken, sonst ist es sonnig und warm (bis 27 °C). Auf der Küstenstraße ist erfreulich wenig Verkehr. Rund um Zaostrog und Gradac können wir zudem einige Kilometer auf der Strandpromenade fahren, was noch reizvoller und entspannter ist.
Vor Ploče zweigt die Küstenstraße ins Inland ab und führt an den netten Baćinska Seen vorbei. Ploče ist ein Industriehafen im grünen Flussdelta des Neretva (den gut 65 km östlich die bekannte Brücke von Mostar überspannt).
Mit der Fähre setzen wir über nach Trpanj auf der Halbinsel Pelješac. Vom Hafen geht es direkt 400 Höhenmeter den Berg rauf. Im unteren Abschnitt führt die Straße durch eine Schlucht in der Wein angebaut wird. Dazwischen wachsen Kiefern und Zypressen. Auf der Südseite des Höhenzuges haben wir eine schöne Aussicht auf die Insel Korčula. Am Berg Inja (960 m) über der Stadt Orebić stauen sich dunkle Wolken, aus denen es regnet. In rauschender Abfahrt sausen wir runter nach Orebić, das Meer, die Küste und die Insel Korčula immer vor Augen.
Hier entern wir gleich die nächste Fähre, die uns zur Insel Korčula bringt. Ein Blick auf den Stadtplan und uns wird ein Zimmer in einem historischen Haus direkt in der Altstadt offeriert. Die Altstadt liegt auf einer Halbinsel und ist von einer Befestigungsanlage mit Kastellen und zwei Stadttoren umschlossen. Von der geraden Hauptgasse zweigen gebogene Seitengassen ab. So erinnert der Stadtplan sehr an eine Fischgräte. Den Abend lassen wir bei einem Bier an der Stadtmauer, mit Blick auf Pelješac, ausklingen.
Korčula - Žuljana (Halbinsel Pelješac), 89 km, 1610 Hm
Unsere bisher schönste Etappe.

Der Tag beginnt warm, allerdings hängen hier und da Wolken in den Bergen im Inselinneren. Bewölkter Himmel und strahlender Sonnenschein wechseln sich ab. An der Nordküste radeln wir an kleinen Buchten entlang nach Kneza, Ausblicke auf Pelješac inklusive. Von dort geht es steil den Berg hinauf nach Pupnat. Auf terrassierten, zum Meer hin abfallenden Hängen wachsen Olivenbäume, dazwischen stehen Zypressen und Kiefern. Der Gesang vieler unterschiedlicher Vögel erfüllt die Luft. Auf der Südseite der Insel führt unser Weg eine atemberaubende Steilküste entlang Richtung Pupnatska Luka. Die Felswänden ragen senkrecht bis zu 150 m hoch auf. Je näher wir Čara im Inselinneren kommen, desto fruchtbarer wird das Land. Es wird hauptsächlich Wein angebaut. Durchs Inselinnere geht es zurück nach Korčula. Die Straße klettert auf 500 m. Am Straßenrand entdecken wir Kakteen. Der Verkehr ist auf allen Straßen vernachlässigbar gering.
Nach der Mittagspause fahren wir mit der Personenfähre, die im Hafen an der Altstadt anlegt, zurück nach Orebić. Auf einem kleinen Küstensträßchen radeln wir über Borje, Podobuče und Borak nach Trstenik. Der Weg schlängelt sich die Steilküste entlang und beschert uns spektakuläre Ausblicke auf die Küste. Es ist die bisher schönste Strecke auf dieser Tour. An vielen Stellen wird Wein angebaut. Zwischen Podobuče und Potočne ist der Weg nicht befestigt, gleichzeitig klettert der Weg ordentlich den Hang hinauf. Eine Strecke für Leute mit Kondition und Abenteuerlust - oder Mountainbiker. Aber die Ausblicke entschädigen voll für die Anstrengungen. Einzig die dunklen Wolken über Orebić und den vorgelagerten Inseln trüben das Bild geringfügig. Die Beschilderung ist nicht immer optimal. Uns flattern auffallend viele Schmetterlinge um die Nase.
In Žuljana müssen wir tatsächlich 10 Minuten suchen und fragen, bis wir eine Unterkunft haben. Dafür aber eine mit Terrasse nur 10 m vom Strand - optimal! Der kleine Ort beheimatet eine Tauchbasis und einen kleinen Laden.
Žuljana - Dubrovnik, 82 km, 940 Hm
Dubrovnik - die Perle der Adria.

Morgens ist der Himmel wolkenverhangen, die Straßen sind noch feucht vom nächtlichen Regen. Durch ein grünes Tal geht es bergauf. Wo immer möglich wird Wein angebaut. Viele Stellen sind aber zu steil oder zu felsig und daher mit Kiefern und Zypressen bewachsen. Östlich von Ston werden, in einem Meeresarm, Austern gezüchtet. Die Kleinstadt kontrollierte einst den Zugang zur Halbinsel und ist von einer mächtigen, weithin sichtbaren Wehrmauern umschlossen, die sich weit den Hang hinauf erstreckt.
Die Küstenstraße ist wellig, der Verkehr aber im Rahmen. Die Strecke ist landschaftlich eher mittelmäßig. So radeln wir zügig und erreichen am frühen Nachmittag Dubrovnik. Noch auf dem Parkplatz an der Brücke wird uns ein Zimmer angeboten. Für 30 € bekommen wir eine Unterkunft rund 2 km von der Altstadt. Der Weg dorthin ist steil und führt über viele Treppen.
Die Schönheit Dubrovniks spiegelt sich auch in den Besucherströmen wieder. Wir beginnen mit einem Rundgang über den 1940 m langen, mächtigen Befestigungswall, der die historische Altstadt vollständig umschließt. Von ihm hat man herrliche Blicke auf das Häusermeer der einst so stolzen und mächtigen Handelsstadt. Mittlerweile scheint die Sonne mit Kraft. Die Festung Lovrijenac wurde auf einem 37 m hohen Felsen westlich der Altstadt errichtet und bietet hervorragende Ausblicke auf die Stadmauer. Am frühen Abend lichtet sich das Besuchermeer und im Schein der Lampen verströmen die Gebäude rund um den Stradun und den Luza-Platz in einem ganz besonderen Charme.
Dubrovnik - Perast (Bucht von Kotor), 92 km, 980 Hm
Bucht von Kotor - Fjord der Adria.

Die ersten 20 km von Dubrovnik zum Flughafen gibt es keine Alternative zur Küstenstraße - dieser Abschnitt ist recht verkehrsreich. Nach wenigen Kilometern bietet sich auf einer Anhöhe (kleiner Parkplatz auf der Landseite) eine tolle Perspektive auf die Stadt.
Bei Čilipi biegen wir auf eine Nebenstraße durch ein fruchtbares, grünes Tal ab. Schlagartig wird es ruhig. Dunkelgrüne Zypressen ragen aus der hellgrünen Umgebung heraus. Die Orte sind winzig und ohne Läden oder Cafés. Hinter Radovčići klettert die Straße über einen 400 m hohen Hügel. Von oben bieten sich schöne Ausblicke auf die Küste.
An der Spitze der kleinen Halbinsel, am Eingang zur Bucht von Kotor, liegt der kleine Grenzübergang nach Montenegro. So freundlich wir in Kroatien verabschiedet werden, so “brummelig” werden wir in Montenegro begrüßt. Die Grenzer hatten echt keine Lust und haben uns die Stempel an völlig blödsinnigen Stellen in die Reisepässe gedrückt. Die herrlichen Ausblicke in die zwei äußeren Becken (Becken von Herceg Novi und Becken von Tivat) des Fjordes der Adria, lassen uns diese Episode schnell vergessen.
Rund um den Touristenort Herceg Novi ist die Küste mit Bettenburgen zugepflastert. Wir fahren soweit es geht auf der Strandpromenade, um dem recht chaotischen Verkehr zu entgehen. Das klappt bis Bijela ganz gut, wenn auch nicht durchgängig. In Kamenari pendeln 7 oder 8 Fähren und befördern einen Großteil der Autos ans andere Ufer. Auf der Straße wird es jetzt spürbar ruhiger. Einen starken Kilometer später, am Eingang zur inneren Bucht, haut die Natur mal so richtig auf die Pauke. Die Engstelle ist gerade mal 200 m breit. Dahinter öffnet sich links das Becken von Risan und rechts das Becken von Kotor, beide von 600-700 m hohen, steilen Bergen umschlossen. Diese sind mal grün bewaldet, mal felsig grau. Geradeaus, Luftlinie vielleicht einen Kilometer entfernt, die alte Stadt Perast mit den zwei vorgelagerten Klosterinseln.
Die beinahe ebene Fahrt um das Becken von Risan ist freilich etwas länger, rund 13 mal. An der grandiosen Kulissen können wir uns kaum satt sehen, nur eine alte Industrieanlage will so gar nicht ins Bild passen. In Perast bekommen wir eine der schönsten Unterkünfte auf dieser Reise. Die bei einem Erdbeben 1979 schwer zerstörte Seefahrerstadt wird erst seit einigen Jahre liebevoll restauriert. Auch unser Apartment ist geschmackvoll, im historischen Stiel restauriert und eingerichtet. Mit einem kleinen Boot setzten wir zur winzigen Klosterinsel Gospa od Škrpjela (Maria vom Felsen) über. Beeindruckender als das kleine Kirchlein ist die Aussicht in das Becken von Kotor mit dem felsigen, bis zu 1749 m hohen Lovćen Gebirge im Hintergrund. Als des Abends zwei große Kreuzfahrtschiffe die Bucht verlassen, zeigen sich eindrücklich die Dimensionen des Fjords.
Perast - Podgorica - Perast, Bus
Eine böse Überraschung und viel Hilfsbereitschaft.

Der Tag beginnt mit einer bösen Überraschung. Meine Hinterradfelge hat einen langen Riss in der Bremsflanke. Noch ist sie nicht völlig hinüber, aber an ein Weiterfahren mit dieser tickenden Zeitbombe ist nicht zu denken. Beim Gespräch mit unserem Vermieter wird schnell klar, dass wir nur in der Hauptstadt überhaupt eine reelle Chance haben Ersatz zu bekommen. Er telefoniert mit einem Freund und nach einiger Zeit haben wir den Namen eines Radladens in Podgorica: Tempo gegenüber von Delta City. Die Busse fahren stündlich in beide Richtungen.
Ausgestattet mit diesen Informationen machen wir uns auf die 100 km lange Reise. Die Fahrt dauert gute zweieinhalb Stunden. Montenegro ist ein bergiges Land, die Straßen sind kurvig und häufig so schlecht, dass der Bus meist kaum schneller als 30 oder 40 fährt. An einer Kreuzung in der Hauptstadt lässt uns der Busfahrer aussteigen. Wenige hundert Meter die Straße runter liegt das Einkaufszentrum Delta City und gegenüber der Radladen Tempo. Auf die Freude, dass dieser Teil so gut geklappt hat folgt die Ernüchterung - sie können mein Rad nicht reparieren. Wir bekommen einen Zettel mit der Adresse der Bäckerei Tina (in der Stare Vojne Zgrade, einem Wohnblock an der Straße 4. Juli, nahe der Mall of Montenegro), dort sollen wir nach Mišo Dragojevic (sprich: Mischo) fragen.
Ausgestattet mit diesen Informationen setzen wir uns in ein Taxi. Der Verkehr ist recht quirlig. Nach rund 10 Minuten stehen wir vor der Bäckerei in einer Plattenbausiedlung. Unsere Skepsis ist unbegründet. Tina erkennt schon am Rad in meiner Hand zu wem wir wollen und führt uns in den Hinterhof des sozialistischen Wohnblocks. Neben Graffiti an den Wänden stehen einige selbstgeschweißte Montageständer und ein älterer Herr mit öligen Fingern. Sein “Laden” ist ein vielleicht 2x3 m großer Abstellraum, geschraubt wird im Freien. Er begutachtet mein Hinterrad und deutet uns an zu warten. Nach ein paar Minuten erscheint ein vielleicht 16-Jähriger (wie sich später rausstellt sein Neffe, der in Holland aufwächst) und fungiert als Dolmetscher. Dann beginnt Mišo zu telefonieren, er scheint ganz Podgorica anzurufen.
Sicher ist nix aber es besteht Hoffnung, genaues kann er uns aber erst um 17 Uhr sagen. Wir haben den Eindruck, dass der Mann Ahnung hat und bestens vernetzt ist. Wenn es in Podgorica eine passende Felge gibt, treibt Mišo sie auf. Das Problem ist, dass ich eine 36-Loch Felge habe, nicht die üblichen 32 Speichen. Wir vertreiben uns die 3 Stunden in der Mall of Montenegro ganz in der Nähe. In der großen Markthalle mit angeschlossenem Einkaufszentrum werden Obst und Gemüse, Kleidung, Schuhe, Unterhaltungselektronik, also so ziemlich alles angeboten. Wir lassen uns in einem Café nieder.
Mišo hat eine Felge aufgetrieben, eine des chinesischen Herstellers Alexrims. Mittlerweile hat sich auch der Vater des Jungen, ein Deutschlehrer aus den Niederlanden, dazu gesellt. Er ist mit Mišos Schwester verheiratet. Mišo speicht offensichtlich nicht sein erstes Laufrad ein und ist über Podgorica hinaus bekannt. Bis wir wieder im Bus nach Perast sitzen, wird es allerdings halb neun. Bisweilen stehen Fahrgäste im Gang, trotzdem wird an jeder Kreuzung angehalten. Müde aber glücklich kommen wir um elf Uhr in Perast an. Ein eindrucksvoller Tag, an dem wir viel Hilfsbereitschaft erfahren haben, geht zu Ende. Hvala lijepo Mišo!