Dushanbe
Tadschikistans entspannte Hauptstadt
Die 3 km vom Flughafen zum Hostel legen wir mit den Rädernd zurück. Morgens um 5:30 Uhr ist es bereits 26 °C warm. Die Autos verlieren sich auf der 6-spurigen Straße.
Nach dem Frühstück erkunden wir zu Fuß Tadschikistans Hauptstadt. Der Rudaki-Prospekt wurde von einem russischen Stadtplaner angelegt. An ihm reihen sich Regierungsgebäude, Museen und die Oper auf. In der Mitte der Prachtstraße verläuft ein mit Ahornbäumen bestandener Grünstreifen der zum Flanieren einlädt.
Überhaupt wird versucht mit Parks, Straßenbäumen und Blumenbeeten grün in die Stadt zu bringen. Dazu kommen jede Menge Brunnen und Fontänen. So erleben wir Dushanbe als ausgesprochen fußgängerfreundlich und grün. Auch nehmen wir die Stadt als sehr ruhig wahr - insbesondere im direkten Vergleich mit Kirgistans Hauptstadt Bishkek1). Offensichtlich können sich nur wenige Tadschiken ein eigenes Auto leisten, sodass Trolleybusse, Marschrutkas2) und Taxen in hoher Frequenz und gut besucht die Hauptverkehrsteilnehmer sind. Auch wird kaum gehupt.
Im Laufe des Tages wird es immer heißer. Die Werte des Wetterberichts, der 38 °C angibt, halten wir für realistisch. Auf dem Mekhrgon Basar bieten die meisten Lebensmittelhändler ihre Waren in großen klimatisierten Hallen feil. Der Siegespark oberhalb der Stadt bietet einen eher traurigen Eindruck. Die markanteste Landmarke und guter Orientierungspunkt ist der 130 m(!) hohe Fahnenmast im Park neben dem Präsidentenpalast. Uns begegnen die Tadschiken mit großer Freundlichkeit und Offenheit, sodass unser erster Eindruck des Landes sehr positiv ausfällt.
1: unser Reisebericht von 2014
2: Marschrutka = Linientaxi. Sie bilden das Rückgrat des öffentlichen Personenverkehrs in vielen ehemaligen Sowjetrepubliken. Die Kleinbusse der Mercdes Sprinter Klasse, verkehren auf festen Routen - das deutsche Wort Marschrute lässt grüßen.
Duschanbe - nahe Ob-I-Garm, 88 km, 1190 Hm
Vorglühen
Der Weg aus Dushanbe raus bis Vahdat führt auf einer 6-spurigen Straße. Wegen des geringen Verkehrsaufkommens radeln wir trotzdem stressfrei. Die Geräuschkulisse ist allerdings beachtlich. Auf der rechten Spur halten Marschrutkas und Autos häufig und spontan an. Daher müssen wir sehr aufmerksam sein. Die Straße ist von vielen Tankstellen gesäumt. Der Sprit kostet je nach Sorte 70-80 Eurocent1). Opel Astra dominieren das Straßenbild. Ladas sehen wir kaum. Nur einige Mercedes 190 und Toyota. Die Zuladung wird häufig ausgereizt. Hier biegt sich ein Dachgepäckträger unter der Last von Aluprofilen, dort geht die Hinterradfederung in die Knie, da sich Kartoffeln bis an die Decke stapeln. Lkws sehen wir kaum.
Zwischen Vahdat und Fayzobod dominiert Landwirtschaft das Bild. Der Verkehr auf der Straße lässt deutlich nach und wird mit jedem Kilometer geringer. Wir sehen museumsreife Mähdrescher. An der Straße werden Wassermelonen, Kirschen, Pfirsiche, Kartoffeln, Zwiebeln und vieles mehr angeboten. Es ist sehr heiß. In der Sonne bestimmt 40 °C. Zum Glück aber auch sehr trocken. Pro Stunde trinken wir mindestens einen Liter Wasser. Ein starker Gegenwind macht die Hitze erträglicher. Kinder und Jugendliche ab 8-9 Jahren arbeiten in Läden und Ständen am Straßenrand. Frauen tragen Kopftücher und lange, farbenfrohe Gewänder.
Der architektonische Charm von Fayzobod hält sich in Grenzen. Er besteht aus Plattenbauten mit Wellblechdächern. Die Strecke zum Pass ist attraktiv. Das Tal verengt sich. Offen daliegenden rote Gesteinsschichten und eine spärlichen Vegetation aus mageren Wiesen und Büschen bestimmen das Bild. Im Tal wird weiterhin Landwirtschaft betrieben. Die dichte an kleinen Läden ist erfreulich hoch, was bei unserem hohen Wasserverbrauch von Vorteil ist. Die Straße ist gut asphaltiert und der Anstieg in aller Regel moderat.
Oben fahren wir in kleine Feldwege herein, die in Richtung des Flusses führen. Die ersten Versuche sind glücklos, da auf den Feldern und Gärten noch Menschen arbeiten. Am Ende werden wir auf einer trockenen Wiese mit Blick über das Tal fündig. Allerdings einige dutzend Meter oberhalb des Flusses. Von dort kommen vier Brüder mit einer großen Kuhherde den Hang hinauf. Einer der vier spricht passables Englisch, sodass es noch zu einer kurzen Unterhaltung kommt.
1: Bei einem Durchschnittseinkommen von ungerechnet 128 € im Monat! Link zu Quelle: Novastan.org
Ob-I-Garm - Nurobod, 76 km, 1135 hm
Eine Straße säuft ab
Als wir um 6 Uhr aufstehen ist es schon erstaunlich hell und warm. Wir starten ohne Frühstück. Die ersten Kilometer geht es den Pass herunter in den Kurort Ob-I-Garm. In der Abfahrt sind wir tatsächlich schneller als die alten russischen Kamaz-LKW. Das Ob-I-Garm ein Kurort sein soll sehen wir ihm nicht an. Aber es soll wohl heilende Quellen geben. Zu dumm nur, daß wir durch den Ort rauschen ohne einen Laden oder ein Teehaus wahrzunehmen. In der Folge geht es durch eine wunderschöne enge Felsschlucht. Am Straßenrand grasen einige Esel das spärliche grün ab. Das Ende der Schlucht markiert die Großbaustelle des Roghun-Staudammes. Hier wird eine 340 Meter hohe Staumauer aufgeschüttet, die das Tal durch das wir den Rest des Tages fahren werden verschlucken wird. Wie schade! 😢
Wir probieren die alte Straße entlang des Flusses zu fahren, obwohl diese offensichtlich schon aufgegeben wurde. Bis zu einer Flussquerung auf halber Strecke läuft es sehr gut. Auch die Flussquerung ist noch gut machbar. Im folgenden Abschnitt ist die Straße immer häufiger von Steinschlägen blockiert. Die ersten überqueren wir. Irgendwann wird uns das Unterfangen aber zu gefährlich und wir entscheiden uns zur Umkehr. Nach einer Stunde sind wir zurück an der M41. Mittlerweile ist die Frische des Morgens der Hitze des Tages gewichen. Wir haben noch immer nicht gefrühstückt und müssen jetzt einen Pass hinauf. Rettung kommt in Form eines gastfreundlichen Tadschiken, der uns Brot und 2 Tomaten schenkt. So müssen wir nicht mit komplett leerem Akku den Berg hinauf. Trotzdem ist die Kombination aus nahezu 40 °C Hitze, Windstille, 10 Prozent Steigung und Schotterpiste sehr herausfordernd. Oben am Pass kühlen die Fahrer von 2 Kamaz-LKW ihre Motoren mit Wasser. In der Abfahrt liegt ein schönes Teehaus an einem kleinen Fluß. Dort machen wir 1.5 Stunden Pause. Für 2 Kannen Tee und einen großen Teller Plov1) werden wir ganze 5 Euro los. Bis wir wieder in der Ebene des Vakhsh sind folgt ein zweiter kräftezehrender Pass.
Den Rest des Tages ist die Straße erstaunlicherweise wieder asphaltiert. Das Flusstal ist außerordentlich schön. Immer wieder schneidet sich der Fluss tief ein und gibt den Blick auf rote und gelbe Gesteinsschichten frei. Im schmalen Tal setzen Bäume und Gärten grüne Akzente. Am Straßenrand gibt es alle paar Kilometer hell blau gestrichene Klohäuschen sowie Trinkwasserquellen. Letzte beziehen ihr Wasser mit Pumpen aus einem nahen Fluß oder Bach. So können wir immer wieder Wasser filtern oder es uns zur Abkühlung über den Kopf schütten. Unser Zeltplatz liegt heute am Ufer des Vakhsh auf einer Wiese nahe einer einspurigen Hängebrücke. Am Flußufer sammeln zwei Frauen angeschwemmtes Holz. Das Wasser ist mit Sedimenten gesättigt.
1: Plov: ist ein Reisgericht, das in Tadschikistan aus Reis, Zwiebeln, Brühe, Möhren sowie eventuell Fleisch zubereitet wird. Häufig ist es sehr fettig, was zu Verdauungsproblemen führen kann!
Nurobod - Tavildara, 77 km, 1265 hm
Mobiler Laden, wunderschöne Felsen und eine willkommene Abkühlung
Heute starten wir schon vor 7 Uhr, um die (relative) Kühle des Morgens zu nutzen. Die Strecke ist abwechslungsreich. Mal rücken die Berge nahe zusammen und der Fluss muss sich durch eine enge Schlucht zwängen. Dann weitet sich die Landschaft und der Fluss hat Raum zu mäandrieren, Seitenarme oder kleine Seen zu bilden. Auch die Berge ändern stetig ihr Gesicht. Hier ist es blanker Fels mit einer oft in die horizontale gekippten Gesteinsschichtung. Dann ist ein breite Fabpalette, von Grau, über Rot bis hin zu Kupfergrün zu sehen. Andernorts haben Gräser, Sträucher und Bäume die steilen Hänger erobert. Auch die Straße wandelt ständig ihr Gesicht. Von guten Asphalt bis hin zu üblen Stein und Sandpisten sind alle Stadien vertreten.
Am Poizeiposten am Eingang der wunderschönen Khingob-Schlucht müssen wir unsere Pässe zeigen. Ein Magazin (kleiner Laden) oder ein Teehaus kommt auch heute Morgen lange nicht. In einem Dorf fragen wir die Leute, die gerade an einem Laster stehen. Alle grinsen. Der Laster ist der Dorfladen. Verkauft wir alles von Zement bis Zwiebel. Beim Gemüse ist alles für einen Salat im Angebot. Wir wollen 4 Tomaten. Wieder Gelächter. Eigentlich wird hier in Kilos verkauft. Die mickrigen 4 Tomaten, 4 Gurken und eine Zwiebel bekommen wir auch gleich geschenkt. Brot hat der Laster nicht, aber schon bald kommt ein Junge mit einer Tüte Brot angelaufen. Viel zu viel, aber wir können kaum ablehnen ohne jemanden zu beleidigen. Einige Kilometer weiter, im Schatten zweier Bäume und mit Blick auf eine fast herzförmige Gesteinsfaltung, frühstücken wir.
Aus den Bergen rinnen immer wieder kleine Bäche ins Tal. Das Wasser ist eiskalt und glasklar. Wir füllen es ungefiltert in unsere Flaschen. Um 11 Uhr erreichen wir ein klasse Teehaus. Bäume spenden Schatten und ein kleiner, klarer See lädt zum Schwimmen ein. So verbummeln wir 2 Stunden der größten Hitze. Ein junges Mädchen spricht uns an. Ihr Vater ist Geschichtsprofessor in Dushanbe. Das aufgeweckte Kind lernt Englisch und scheint um jede Gelegenheit froh, in der es üben kann.
Die langen, schweren Anstiege bleiben heute aus, aber die kleinen Wellen und die immer wieder schwierige Straße kosten auch Kraft. In den Dörfern schallt es aus dutzenden Kinderkehlen "Hello". Bei 4 oder 5 Kindern ist das ja ok, da halten wir auch gerne an und verteilen Bonbons, manchmal sind es aber einfach zu viele Kinder. Dabei sind wir mit rund 300 g Bonbons gar nich schlecht "bewaffnet".
Esel, Ziegen und Kühe sehen wir nahezu überall auf der Strecke. Die Kühe sind deutlich kleiner als in Deutschland. Sie ziehen den Schatten vor, wohingegen Esel auch in der prallen Sonne auf der Strasse liegen. Des Nachmittags wird es mit 40 °C wieder richtig heiß. Da nutzen wir gerne den Schatten der großzügigen Busshaltestellen. Auch die Toiletten alle paar Kilometer nehmen wir gerne in Anspruch.
In Tavildara quartieren wir uns in einem Homestay ein. Zimmer und Sanitär sind schon sehr einfach. Aber mal wieder duschen ist angenehm. Auch kostet der Spass mit Abendbrot und Frühstück nur 15 Euro. Jörg machten die hohen Temperatur sehr zu schaffen. Er glüht wie ein Glühwürmchen und hat keinen Appetit. Das ist nicht gut!
Tavildara
Zwangspause
Jörg fühlt sich nicht gut, ihm hat die Hitze der letzten Tage stark zugesetzt. Auch hat er kaum was runter bekommen, sodass sei Akku jetzt leer ist. Daher beschließen wir einen Tag länger zu bleiben. Das Gästehaus ist auch ein Restaurant und eine Bank. Das Haus ist von einem Garten mit vielen Bäumen umgeben. In deren Schatten stehen Plastiktische und -Stühle. Dort kann man es des Vormittags gut aushalten. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Der Trinkwasserbrunnen vorm Haus scheint bei allen Bewohnern des Ortes beliebt zu sein. Vom Garten aus können wir die Kreuzung beobachten. Die Ampel ist völlig überflüssig, so selten wie hier ein Auto fährt. Am Nachmittag wird sie sogar zum Spielplatz der Kinder.

Tavildara - unterhalb Saghirdasht Pass1), 47 km, 1300 hm
Pass mit Hindernissen und sympatischen Hirten
Von Verdauungsproblemen geplagt und noch etwas geschwächt, lassen wir es ruhig angehen. Die ersten 10 km folgen wir dem recht breiten Gebirgsfluss Khingob. Dieser Streckenabschnitt ist relativ flach und wird beiderseits von grauen Felswänden flankiert. Dann beginnt der lange Anstieg zum Saghirdasht Pass. Die Steigung ist stetig und moderat. Der Schotter in der Regel gut fahrbar. Im unteren Abschnitt wird gerade Heu geerntet.
Vielerorts sind die Hänge erstaunlich grün, dazwischen erregen immer wieder spektakuläre Felsformationen unsere Aufmerksamkeit. Neben der Straße schäumen wilde Bergbäche. Qala-i Husein bietet mit zwei kleinen Magazinen die letzte Infrastruktur. Vor Pastirog hat ein Bergrutsch die Straße auf einer Länge von gut 100 m verschüttet. Mit den Rädern können wir über den festen Geröllhaufen klettern. Für einen Geländewagen ist hier Schluss. Gleich danach folgt das nächste Hindernis. Wir müssen ein 50 m breites Flussbett durchqueren. In der Folge wird die Strecke immer ruhiger. Der Verkehr reduziert sich auf einige wenige Autos in der Stunde. Bei unserer Fahrgeschwindigkeit von 5-10 km/h haben wir ausführlich Zeit die Schönheit dieses Tals auf uns wirken zu lassen. Den Verlauf der Serpentinenstraße können wir häufig etliche Kilometer im Voraus sehen. Am Straßenrand und auf den Bergwiesen gedeihen vielfarbige Blumen. Wir beenden unsere Etappe heute relativ früh auf einer Wiese neben einem Bergbach mit einem ziemlich geilen Panorama. Auf der einen Seite erkennen wir schneebedeckte Berge. Auf der anderen zieht sich eine Blumenwiese den Hang hinauf bis zu einer grauen Felsformation. Es kommen einige Hirten mit ihren Ziegenherden vorbei. Einer zu Fuß, einer auf einem Esel und der dritte auf einem Pferd. Die letzten beiden lassen sich bereitwillig von uns fortografieren. Wir nutzen den Bergbach für die Körperhygiene. Auf der von den Tieren gedüngten Wiese herrscht ein reger Flugverkehr. Solange die Sonne scheint ist es gut über 30 °C warm. Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet wird es empfindlich frisch.
1: Saghirdasht Pass = Bisweilen auch Khoburobot Pass genannt.
Saghirdasht Pass - Panj Tal östlich Qala-i-Khumb, 62 km, 675 hm
Drei Landschaften an einem Tag
Morgens radeln wir durch eine hochalpine Wiesenlandschaft, in der hier und da kleine Schneefelder überdauert haben. Hirten wandern mit ihren Ziegen- und Kuhherden über die Almen. In alle Richtungen erblicken wir schneebedeckte Berge. Campen ist rund um den 3252 m hohen Pass leider lebensgefährlich, da die Gegend noch vermint ist.
Es folgt eine viele Kilometer lange Abfahrt, auf der wir 1800 Höhenmeter "kaputt machen". Der Weg führt durch eine spektakuläre Schluchtenlandschaft. Es ist erstaunlich, daß auch die steilsten Hänge noch vielfach grün sind. Dazwischen leuchten Gesteinsformationen hauptsächlich im rot/braun-Bereich. Bergbäche stürzen diese nahezu senkrechten Wände hinunter und vereinigen sich zu einem weißschäumenden Fluss. Immer wieder stehen wir da uns staunen Bauklötze. Die Schotterstraße ist meist gut fahrbar. Unterwegs treffen wir einen Imker, der gerade seinen Honig erntet und uns dazu auffordert ihm einige Minuten über die Schulter zu schauen. Unterhalb der Serpentinenstrecke will ein Polizeiposten unsere Pässe sehen. Im darauf folgenden Abschnitt tost der Fluss besonders wild in seinem Bett. Während der Abfahrt können wir spüren wie es immer wärmer wird. Geschätzt 5 km vor Qala-i-Khumb lädt ein Hotel zum verweilen ein. Wir erreichen es passend zur Mittagspause. Das Haus ist direkt am Fluss gebaut mit einer Aussichtsterrasse auf diesen. Es wird großzügig aufgefahren mit Suppe, reichlich Brot, Ziegenjoghurt, Salat, Saft, Tee und Melone. Dazu steht eine große Obstschale auf dem Tisch. Die Sanitäranlagen sind sehr gepflegt und wir nutzen die Gelegenheit uns mal wieder zu rasieren. Uns überrascht sehr, daß wir trotzdem nur 5 € zahlen.
Qala-i-Khumb erreichen wir gegen halb drei. Eine ungünstige Zeit, da die meisten Läden eine lange Mittagspause haben. Die Services dieses größeren Ortes benötigen wir heute nicht. So radeln wir gleich weiter in unsere dritte Landschaft, das Panj-Tal (gesprochen: Piansch-Tal). Namensgeber ist der Grenzfluss zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Die grau-braunen Fluten werden auf beiden Seiten von hohen Bergen eingerahmt, die in der Sonne rot leuchten. Die Dörfer erscheinen wir grüne Oasen. Mit Bewässerung und Terrassierung haben die Menschen kleine Flächen für Landwirtschaft geschaffen. Große Kuh- und Ziegenherden kann diese Gegend nicht ernähren. Dafür sehen wir hier jetzt erstmals Federvieh. Der Verkehr hält sich, mit einem Auto pro Minute, im Rahmen. Allerdings sind hier auch schwere LKW unterwegs.
Obwohl zwischen Fluss und Bergen über weite Strecken kein Platz ist, gibt es alle paar Kilometer Schwemmflächen von denen einige auch zum Zelten geeignet sind. Unser Nachtlager schlagen wir keine 3 Meter vom Panj und keine hundert Meter von Afghanistan auf. Unser erster Eindruck, Afghanistan könnte auch ein Teil von Tadschikistan1) sein. Freilich sind dort Straßen und Häuser noch einfacher und der Verkehr deutlich geringer.
1: Tatsächlich leben auf beiden Seiten des Panj Tadschiken, die sich selber eher als Pamiri sehen. Es war Russen und Britten die den Fluß als Grenze definierten, als sie im "Great Game" um die Vorherrschaft in Zentralasien rangen.