Rumaenien per Rad - Tagebuch einer Radreise

© Christian Hartmann, Jörg Feye,  ✉ 

Reisetipps

Die Reisetipps sind im höchsten Maße subjektiv, wir wollen uns nach nur vier Wochen Tour nicht anmaßen irgendwelche allgemeinverbindlichen Aussagen machen zu können.


Kriminalität und Korruption

Rumänien und die Rumänen haben ein Imageproblem. Land und Leute werden häufig mit Kriminalität und Korruption assoziiert. Während meines Studiums und im Berufsleben habe ich Rumänen kennen und schätzen gelernt, die unglaublich freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen sind. Mein Kollege Ghita hat mir bei der Planung der Tour immer wieder hilfreiche Tipps gegeben und kurz vor unserer Abreise noch die Telefonnummer seines Cousins, der in Negresti-Oas lebt. Der hat uns so herzlich empfangen und bewirtet als wäre es das Normalste der Welt.

In Rumänien hat es noch einige Tage gedauert bis uns klar wurde, das meine rumänischen Studien- und Arbeitskollegen keine rühmliche Ausnahme darstellen. Ein Beispiel: Im Somes-Tal haben wir des Mittags unter einem Baum Schutz vor der sengenden Sonne gesucht. Die Familie vor dessen Haus der Baum stand brachte uns Wasser und Gläser. Am Ende wollten sie uns gar zum Mittagessen einladen - und das obwohl sie offensichtlich alles andere als wohlhabend waren.

Auch im "Alltag" beim Einkaufen, in den Pensionen oder beim Besuch von Sehenswürdigkeiten gab es keinen Unterschied zu anderen Ländern die wir bereist haben.

In allen Pensionen hatten die Preise die am Vorabend abgemacht wurden am nächsten Morgen noch bestand. Immer bat man uns unsere Räder über Nacht in einem Stall oder Schuppen abzustellen. In den kleinen privaten Herbergen gibt es nicht immer eine scharfe Trennung zwischen Privat- und Gastbereich. Aus Kinderzimmern wurden Gästezimmer und das Wohnzimmer (manchmal auch das Bad) wird mit den Gästen geteilt. Das zeugt von großem Vertrauen gegenüber den Gästen und war für uns immer wieder eine tolle Erfahrung.

Beim Besuch der Moldauklöster standen unserere voll bepackten Räder sogar stundenlang vor den Toren der Klöster - wenn möglich in Sichtweite der Kasse. Und bei unserer Rückkehr hat nichts gefehlt. Natürlich muss man ein Gefühl für die Situation entwickeln - als wir die Klöster besuchten, war nicht gerade viel los. Es zeigt aber doch, dass man sich nicht mehr Gedanken machen muss als in Deutschland.

Unsere Reise hat unser Bild von Rumänien verändert. Herzlich, gastfreundlich, ehrlich, aufgeschlossen, so haben wir die Rumänen erlebt. Wer mit dem Gedanken spielt Rumänien zu bereisen, den können wir nur ermutigen dies zu tun.


Straße und Verkehr

Drum Bun - gute Straße

Auch dieses Thema hat uns vor unserer Tour sehr beschäftigt. Zum einen konnten wir kaum einschätzen wie gut oder schlecht die Straßen sind, zum anderen hatten wir mehrfach negatives über den Fahrstiel der Rumänen gelesen.

Wir haben daher recht viel Energie darauf verwendet Straßen zu finden die mit großer Sicherheit befestigt sind und gleichzeitig verkehrsarm. Die Regel hieß Straßen der höchsten Kategorie (Europastraßen) vermeiden (wegen Verkehr), ebenso die der niedrigsten Kategorie (da vielleicht nicht befestigt). Die Rechnung ist aufgegangen!

Der Verkehr war meist gering bis sehr gering. Auch über mangelnde Rücksichtnahme können wir uns nicht beklagen! Die Straßen sind schlechter als in Deutschland, tendenziell aber besser als wir es erwartet hatten. Der Belag ist rauer, es gibt mehr Schlaglöcher und einige Nebenstrecken sind nur geschottert. Schlaglöcher, Pferdefuhrwerke sowie freilaufende Pferde und Kühe machen es den Autofahrern vielerorts unmöglich schnell zu fahren. Als Radfahrer haben wir das als angenehm empfunden. Wir haben uns immer sicher gefühlt, auch wenn wir - um Schlaglöcher zu umfahren - mitten auf der Straße fuhren.

Nur einmal auf der Europastraße 68 bei Orastie haben wir für 4 Kilometer neben einer ununterbrochenen LKW-Karawane fahren müssen. Das war tatsächlich kein Spaß. Gute Planung lohnt sich also! - Wir haben den Hinweis bekommen, dass der August der beliebteste Urlaubsmonat in Rumänien sei und dann auch der Verkehr deutlich ansteigt.

Im Apuseni- und Trascau-Gebirge haben wir uns bewusst für Nebenstrecken entschieden. Es war anstrengend, keine Frage - und auch nicht eben Reifen schonend, aber eindeutig einer der schönsten Abschnitte auf unserer Tour. Unser Fazit: Wer wargt, gewinnt! Das Wetter muß aber mitspielen.

Wir haben aber auch erfahren, dass die Rumänen die schlechten Straßen satt haben und viel in eine bessere Infrastruktur investieren. Die Straßen in Rumänien werden in den nächsten Jahren vermutlich immer besser werden. Ob dies auch für Radfahrer positiv ist, bleibt abzuwarten.

Der Rumäne wünscht übrigens nicht "gute Fahrt" sondern "gute Straße" (rumänisch: "Drum Bun").


Infrastruktur

Magazin-Mixed

Lebensmittel: Mit einem Satz: "Kein Problem". In vielen Dörfern - auch sehr kleinen und abgelegenen - gibt es einen Magazin-Mixed (die rumänische Variante des Tante-Emma-Ladens). Die haben meist 6 Tage die Woche geöffnet. Oft haben wir auch Sonntags vormittags noch Lebensmittel kaufen können. Brot, Wurst, Wasser und Kekse bekommt man eigentlich immer. Frühstück aber auch Abendbrot in den Pensionen sind gut und erschwinglich. Von daher blieb unser Kocher des Abends oft kalt.

Wir haben so oft es ging in Pensionen übernachtet. Immer wieder hatten wir das Glück kleine Herbergen mit familiärem Flair zu finden. Wir fühlten uns dann den Menschen nahe und bekamen kleine Einblicke in das "wahre Leben" der Rumänen. Eine Pension zu finden war eigentlich nie ein Problem. Wir hatten uns zuvor nur grob informiert in welchen Orten es Herbergen gibt.

Wir hatten Zelt und Schlafsäcke dabei um flexibel zu sein und auf der Strecke durchs Trascau Gebirge wild Zelten zu können. Auch das war überhaupt kein Problem. Campingplätze sind hingegen eher Mangelware.

Einen Fahrradladen haben wir nur in Sibiu gesehen. Sollte man also tatsächlich mal ein Ersatzteil benötigen oder professionelle Hilfe bei einer Reparatur brauchen, dürfte es in dann meisten Gegenden Rumäniens "interessant" werden.


Wetter und Reisezeit

Wir waren von Mitte Juni bis Mitte Juli unterwegs. Die ersten zwei Wochen war es kalt und feucht, die zweite Hälfte war heiß und trocken. Die Bandbreite reichte von 8°C bei Regen und Nebel bis zu 47°C bei schönstem Sonnenschein. Ohne ein großer Wetterexperte zu sein, dürfte damit die mögliche Bandbreite des Wetters während des rumänischen Frühlings und Sommers weitgehend abgedeckt sein. Generell nimmt die Niederschlagswahrscheinlichkeit vom Frühling bis zum Spätsommer immer weiter ab.

Nach unseren Informationen ist der beliebteste Reisemonat der Rumänen der August. In dieser Zeit dürfte mit erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen sein.

Aus unserer Sicht bietet sich daher vor allem der Frühling und Frühsommer als Reisezeit an. Wir mögen den Spätsommer nicht so sehr, da die kürzer werdenden Tage, die Möglichkeiten des Abends einschränken. Das ist aber natürlich Ansichtssache. Aus Sicht des Wetters spricht einiges für den September als Reisemonat.


Infos im Netz

Karpatenwilli.com: Ein Quell der Inspiration und der Information!!

Capper-online.de: Auch hier haben wir viele tolle Infos gefunden.

Kichenburgen.ro: Detailtiere Infos zu den Kirchenburgen in Siebenbürgen.