Neuseeland per Rad - Tagebuch einer Radreise

© Christian Hartmann mail_outline 

Wellington - Pelorus Bridge, 65 km

Gegen halb acht bin ich bei Starbucks. Dort versorgen sich um diese Zeit hauptsächlich Büro-Menschen im Anzug mit frischem Kaffee. Noch ein paar frisch gebackene Kekse vom Bäcker und dann geht's auf zum Terminal der Interislander-Fähren. Dort haben sich schon lange Schlangen gebildet. Zum Glück brauche ich nur eine Boarding Card, so ist für mich die Sache in 10 Minuten erledigt.

Wie üblich vertäue ich das Rad in einer Ecke auf dem Autodeck. Oben auf den Passagierdecks ist es schon recht voll. An der Ausfahrt aus Wellington Harbour komme ich zu ein paar schönen Fotos - unter anderem vom Leuchtturm am Pencarrow Head. In der Cookstraße (Cook Strait) bläst ein ziemlicher Wind. Auf der Südinsel schlängelt sich die Fähre durch den schönen Queen Charlotte Sound - dem östlichsten Sund der Marlborough Sounds. Die Marlborough Sounds sind ein fjordähnliches, ausgedehntes Netzwerk an Wasserwegen und Halbinseln. Sie sind aber nicht durch Gletscher geformt worden (wie ein Fjord), sondern durch Erdbewegungen, die den Boden langsam absenkten.

In Picton scheint die Sonne, ich darf als erster von der Fähre. Bis Havelock folge ich dem wunderschönen Queen Charlotte Drive. Die Ausblicke scheinen sich gegenseitig überbieten zu wollen. Vor lauter Staunen und Fotografieren komme ich kaum vorwärts.

Es ist so warm, dass der Asphalt klebt. Gegen 17 Uhr erreiche ich Havelock und hole mir in 4-Square-Supermarkt erstmal Abendbrot - Kräcker, Möhren, Tomatensaft und Joghurt. Vorm Museum lacht mich ein Picknicktisch an. Nach einem üppigen Mal bin ich zu voll, um weiter zu fahren. So lasse ich mir am Yachthafen (marina) noch ein wenig die Sonne auf den Pelz brennen und beobachte das bunte Treiben. Einen Bootsschein scheint hier jeder zu haben. Zum Teil ganz schön große Dinger, die sie da einfach hinters Auto hängen.

Ich entschließe mich, noch ein paar Kilometer nach Pelorus Bridge zu radeln. Die Strecke auf Highway 6 durchs Pelorus River Valley ist nicht mehr ganz so aufregend, dafür bin ich fast allein auf der Straße. Die DOC-Campsite ist größer und besser ausgestattet, als erwartet. Am Tearoom (einem kleinen Café) ist die Anmeldung und ich ernte einen bösen Blick, als ich die Frage nach einer Reservierung verneine. Aber es ist noch Platz. Scheinen vorwiegend Einheimische zu sein, die hier mit Kind und Kegel die Ferien verbringen.

Mit der Fähre geht es von Wellington nach Picton, von der Nord- auf die Südinsel!  Mit der Fähre geht es von Wellington nach Picton, von der Nord- auf die Südinsel!
Der Queen Charlotte Drive bietet viele herrliche Ausblicke auf Picton Harbour.  Der Queen Charlotte Drive bietet viele herrliche Ausblicke auf Picton Harbour.
Blick vom Queen Charlotte Drive auf Okiwa Bay.  Blick vom Queen Charlotte Drive auf Okiwa Bay.
Blick auf den Mahau Sound.  Blick auf den Mahau Sound.
Hafen von Havelock.  Hafen von Havelock.

Pelorus Bridge - Motueka, 125 km

Am frühen Morgen mache ich mich auf zu den Wasserfällen. Sie sind klein, aber wunderschön! Ich stehe mitten im flachen Wasser und schieße Fotos, klettere auf Felsen für die etwas andere Perspektive. Die Wasserfälle liegen versteckt im Wald, so muss ich mit sehr wenig Licht auskommen - nicht ganz so einfach ohne Stativ. Um 9 Uhr hat der Tearoom geöffnet und ich gönne mir Capuccino und Karottenkuchen (carrot cake). Ich liebe Capuccino und Karottenkuchen!

Auf der Strecke noch Nelson sind zwei längere Anstiege zu überwinden. Die Straße führt durch ausgedehnte Waldgebiete und könnte doppelt so schön sein, wenn die Berge ringsum nicht von Waldrodungen so "vernarbt" wären. Das Wetter ist auch heute gut. Des Morgens erst etwas frisch - die Windweste ist mir ein sehr guter Freund geworden - im Laufe des Vormittags wird's warm.

Vor Nelson nimmt der Verkehr zu. Zum Glück besitzt die Stadt ein sehr gutes Radwegenetz. Ich hätte es anfangs nur fast übersehen. Das Stadtzentrum ist recht attraktiv. Zu einem Städte-Fan werde ich aber wohl nie werden. Ich radel einmal um die Kirche und dann zum Stingray Café. Der Wetterbericht in der Zeitung stimmt mich fröhlich, die nächsten Tage soll es schön werden in Nelson und an der Westküste.

Auf dem Weg Richtung Richmond finde ich den Radweg wieder erst nach einigen "K" auf der Hauptstraße. Das WOW (Centre of Wearable Art and Collectable Cars) ist mit 18 NZ$ viel zu teuer, für das, was geboten wird. Ich bin über einen GEO-Artikel darauf aufmerksam geworden. Zu sehen gibt es handgefertigte "Kleider", mit denen man selbst beim Karneval in Venedig auffallen würde. Die Kleider sind beeindruckend, keine Frage, aber selbst wenn man sich viel Zeit lässt, hat man in einer Dreiviertelstunde alles gesehen.

Auf dem Highway 60 geht es Richtung Abel Tasman National Park. Der Verkehr ist heftig! Dazu führt die Strecke durch wenig aufregendes Farmland. Zum Glück findet sich nach wenigen Kilometern mit dem Moutere Highway eine deutlich ruhigere Alternative. Nach ein paar weiteren Kilometern wird auch die Landschaft wieder interessanter. Es gibt einen dritten längeren Anstieg und - wie schon den ganzen Tag - ordentlichen Gegenwind.

Nach 125 Kilometern bin ich froh, die Sea Kayak Company in Motueka zu erreichen. Die kommenden Tage wird es mit dem Seekajak in den Abel Tasman National Park gehen. - Als ich mich, vor gut einer Woche, um die Tour gekümmert hatte, sah es erst gar nicht gut aus. Alle Anbieter waren bis Mitte Januar Ausgebucht. Um so größer dann die Freude über die eMail von Maureen, dass ein Platz für die Drei-Tages-Tour freigeworden ist, die ich so gerne machen möchte. - Jetzt regeln wir noch den Papierkram. Dann baue ich das Zelt auf der großen Wiese hinter dem Kajakschuppen auf.

Im Pelorus Bridge Scenic Reserve.  Im Pelorus Bridge Scenic Reserve.
Im Pelorus Bridge Scenic Reserve.  Im Pelorus Bridge Scenic Reserve.
Im Pelorus Bridge Scenic Reserve.  Im Pelorus Bridge Scenic Reserve.

Motueka - Mutton Cove, Seekajak

Nach und nach trudelt der Rest der achtköpfigen Gruppe ein. Jan, Wasserbauingenieur aus Holland; Frank, Händer für indische Waren aus Australien; Mags, Physiotherapeutin aus Irland; und die Arzt-Familie mit den Zwillingen aus Australien. Jan, unser Reiseführer (guide), stammt aus Halifax in Kanada, hat sechs Jahre Biologie studiert und macht im Winter hier und im Sommer in Kanada Kajaktouren.

Mit dem Kleinbus geht es erstmal zum Anleger in Marahau. Von dort mit dem Wassertaxi nach Totaranui. Beladen mit den Kajaks und dem Team geht es mit 250 PS im Rücken mit 50 km/h durch die Tasman-See - was für ein Spaß!

Da wir so viel Ausrüstung und Verpflegung dabei haben, fahren wir in vier großen Doppelkajaks. Der andere Grund ist, dass Jan so nur vier und nicht acht Boote im Auge behalten muss. Es ist wirklich erstaunlich, was wir da alles in den Booten verstauen. Die Trockenübung fällt ausführlicher aus als in Hahei Beach. Kraft aus dem Oberkörper und nicht aus den Armen. Die Tour von Totaranui nachMutton Cove ist nur kurz, aber wunderschön - warum der Ort "Hammel Bucht" heißt, konnte uns Jan nicht sagen. Die Sonne kommt raus. Ich teile das Boot mit Frank.

Nach einem leckeren Mittagessen - belegte Brötchen, Karottenkuchen und Kaffee - geht es für den Rest des Tages zu Fuß weiter. Immer wieder bieten sich spektakuläre Ausblicke. In der Whariwharangi Bay erzählt Jan die Geschichte von Abel Tasman, der hier am 13. Dezember 1642 als erster Europäer Neuseeland erblickte. Maori erschlugen vier seiner Männer, die in Beibooten an Land gehen wollten. So kehrte der Holländer um, ohne jemals neuseeländischen Boden zu betreten. Am Separation Point sehen wir Kormorane (shags) und Seerobben (seals). Auf dem Rückweg nach Mutton Cove entdecke ich meinen Traumstrand.

Jan bereitet uns ein tolles Abendessen mit Kräckern und Käse zum Auftakt, Nudeln und Gemüse als Hauptspeise und "The Great Kiwi Dessert" - einer viel zu süßen Schaumtorte - zum Abschluss. Ich futter mich kugelrund. Neben uns sind nur eine handvoll Wanderer hier. Obwohl Silvester ist, liegen alle um 23 Uhr in ihren Schlafsäcken.

Ich erkunde den Abel Tasman NP mit dem Seekajak.  Ich erkunde den Abel Tasman NP mit dem Seekajak.
Ausrüstung und Proviant für 3 Tage müssen verstaut werden.  Ausrüstung und Proviant für 3 Tage müssen verstaut werden.
Mutton Cove  Mutton Cove
Kormoran Kolonie am Separation Point.  Kormoran Kolonie am Separation Point.
Seerobben am Separation Point.  Seerobben am Separation Point.

Mutton Cove - Mosquito Bay, Seekajak

Heute verfolgt uns eine Regenfront. Die Wellen sind teilweise über einen halben Meter hoch. Passt zur wilden Küstenlinie. Wir fahren ganz nah an einigen Seerobben vorbei. Großartig! Shag Harbour erreichen wir bei Ebbe. So können wir nicht in die Höhlen rein fahren, sondern können sie nur aus einiger Entfernung sehen.

Kurze Zeit später landen wir zum Mittagessen in einer kleinen Bucht. Jan hört nicht auf aufzutischen. Gestern habe ich mich noch höflich zurück gehalten. Mittlerweile ist mir klar, dass ich ungeniert schlemmen kann, ohne dass die Vorräte ausgehen. Es ist frisch geworden, daher ziehe ich Knielinge und Pulli an. In Kombination mit der Badehose sieht es dann doch etwas komisch aus.

Und ich schiebe gleich noch eine unfreiwillige Showeinlage hinterher. Frank und ich haben die Plätze getauscht. Ich sitze jetzt hinten. Nach dem das Boot halbwegs schwimmt, steigt Frank ein, ich schiebe noch etwas an und will dann auch aufspringen. Da ich kräftig angeschoben habe, ist das Boot aber schon recht schnell und der Einstieg misslingt. Um das Boot nicht zum kentern zu bringen, gehe ich eine Runde schwimmen.

Unsere Zelte stellen wir heute in Mosquito Bay auf, die ihrem Namen zum Glück keine Ehre macht. Hier sind wir nicht mehr ganz so allein wie noch in Mutton Cove. Da bei unserer Ankunft Ebbe ist, müssen wir die Kajaks rund 100 Meter weit tragen. Wegen des schlechten Wetters spannen wir eine offene Zeltplane (tarp) auf, unter dem wir kochen und essen können. Gute Idee, denn es wird heute noch ergiebig regnen.

Blick auf Mutton Cove.  Blick auf Mutton Cove.
Mutton Cove.  Mutton Cove.
Mutton Cove.  Mutton Cove.
Mutton Cove.  Mutton Cove.
Mosquito Bay  Mosquito Bay

Mosquito Bay - Marahau / Motueka, Seekajak

In der Nacht leert sich der Himmel kräftig aus. Ich schlafe mal wieder wie ein Baby, was am nächsten morgen einige erstaunt. Frank und Jan haben ihr Zelt auf einer kleinen Welle aufgebaut und haben jetzt Rückenschmerzen. Mags Zelt war undicht und auf Jans Zelt hat sich bei einem Windstoß das gesammelte Wasser des Tarps ergossen.

Jan steht über Funk in Kontakt mit Maureen in der Basis. Von ihr bekommt er auch den aktuellen Wetterbericht. Heute soll wieder die Sonne scheinen und die Temperaturen sollen auf angenehme Werte steigen. Der kleine Zaun rund um die Campsite ist voll gepackt mit nasser Kleidung, Spritzdecken und Handtüchern.

Mittlerweile habe ich den Dreh mit dem Steuern raus. Eine Seerobbe schwimmt mit uns, scheint spielen zu wollen. In Torrent Bay fahren wir den Fluss einige Meter stromaufwärts. Die Klippenküste ist einem dichten Urwald gewichen. Die Strecke rund um Pukatea Bay, wegen ihrer Schroffheit und den vielen Klippen auch "The Mad Mile" - "die verrückte Meile" - genannt, fahren wir recht zügig durch. Sehen einen Pinguin.

Showeinlage diesmal von Jan in der Watering Cove. Hier füllen wir an einem im Wasser schwimmenden Schlauch unsere Flaschen mit frischem Trinkwasser auf. Jan will eine Aluflasche zurückwerfen, trifft nicht, die Flasche versinkt im Meer. Er taucht hinterher, findet die Flasche aber nicht wieder. Trotzdem interessant, wie wir mit zwei Booten seins in die Mitte nehmen und so eine ausreichend stabile Plattform schaffen, über die er sogar hin und her laufen kann.

Je näher wir Marahau kommen, desto mehr Kajakfahrer treffen wir. An der Fisherman Island tummeln sich etliche Gruppen von Kajakfahrern, um die Seerobben zu sehen. Ich bin wirklich sehr froh, die Drei-Tages-Tour gewählt zu habe, die weit in die weniger besuchten Teile des Parks führt.

Ich baue das Zelt wieder hinterm Kajakschuppen auf, radel dann in den Ort, um im Waschsalon (laundry) meine Wäsche zu waschen. Ich werfe meine Sachen in die Maschine und mache mich auf die Suche nach einem Café. Nach einer Weile finde ich einen Falafel-Laden (ein Falafel ist ein mit frittierten Kichererbsenbällchen, Gemüse und Joghurtsauce gefülltes Fladenbrot). Ein älteres "Reggae"-Pärchen macht tolle Falafel, braucht aber geschätzte fünf Minuten für einen. Ich bekomme eine Nummer und die Aussage, das es etwa eine Dreiviertelstunde dauern wird. In der Zeit werfe ich meine Wäsche in den Trockner. Der Falafel ist klasse. Das Internetcafé nebenan hat Kartenleser und DVD-Brenner. Ich sichere meine Bilder. Das Brennen dauert aber ewig. In der Zeit hole ich meine Wäsche aus dem Trockner.

Ein bunter Haufen aus Holland, Irland, Australien, Kanada und Deutschland  Ein bunter Haufen aus Holland, Irland, Australien, Kanada und Deutschland
Im Boot.  Im Boot.

Motueka - Gowanbridge, 110 km

Der Motueka Valley Highway ist ruhig und wird mit jedem Kilometer schöner. Es wird Hopfen angebaut, zwischen dem Hopfen grasen Schafe. Mein Tacho spinnt (ein Kontaktproblem). Wie ich so am Straßenrad stehe und mit dem Tacho "kämpfe", fahren drei Radler vorbei. Wenige "K" später rasten sie und wir kommen ins Gespräch. Janine, Kristy und Ian sind Kiwis. Janine lebt in Auckland und hat Kristy und Ian zu Silvester in Motueka besucht. Sie will mit dem Rad nach Queenstown fahren und, da sie noch nicht wieder arbeiten müssen, haben sich Kristy und Ian spontan entschlossen, sie ein Stück des Weges zu begleiten.

In Tapawera kommt ein Profiradrennen, die "Tour de Vineyards" vorbei. Das Surren der Rennräder, das Wusch, Wusch, Wusch, wenn sie vorbeifahren, erzeugt bei mir eine Gänsehaut.

In Tapawera gibt es ein Café und einen 4-Square-Supermarkt, einen Platz mit Picknicktischen und ein ganz kleines Eisenbahnmuseum. Seit etwa 9 Uhr scheint die Sonne, es ist sommerlich warm. Beim Mittagsessen reden über unsere Pläne. Der Motueka Valley Highway mündet einige Kilometer hinter Tapawera in den Highway 6. Im Paddlers Paradiese ist eine Alternative über die Tadmor Valley Road und Tadmor Glenhope Road beschrieben, die erst hinter Glenhope wieder auf den Highway 6 führt.

Die Strecke ist es absolut ruhig. Die Luft duftet nach Thymian. Nach Tadmor beginnt ein 14 Kilometer langes Schotterstück über den Tadmor Saddle. Die Strecke führt wunderschön durch den Wald. Der ist Schotter lose und die Spur tonnenförmig ausgefahren - da ist bergab volle Konzentration gefordert.

Von Glenhope aus rauschen wir mit Rückenwind und bergab nachKawatiri Junction. Dort wurde 1923 eine Brücke und ein Tunnel für die Eisenbahnstrecke von Nelson nach Westport gebaut. Die Strecke wurde aber nie vollendet. Auf der Brücke treffen wir Phil aus Kanada, der vier Monate lang mit dem Rad durch Neuseeland tourt.

Nahe Gowanbridge schlagen wir unsere Zelte nahe des Buller River auf. Der Fluss fließt zwar schnell, ist aber nicht zu kalt, so können wir uns kurz waschen. Sandfliegen (sandflies) - kleine, blutsaugende, schwarze Fliegen, deren "Stiche" ein unangenehmes Jucken hervorrufen - ärgern uns, lange Kleidung ist der einzige wirkliche Schutz.

Auf dem Motueka Valley Highway.  Auf dem Motueka Valley Highway.
Kirsty, Janine und Ian aus Neuseeland.  Kirsty, Janine und Ian aus Neuseeland.
Nachtlager am Buller River.  Nachtlager am Buller River.

Gowanbridge - Berlins, 97 km

Über Nacht hat es sich zugezogen, es ist aber trocken geblieben. Jetzt klart es nach und nach auf.

Das Rivers Café in Murchison ist in den Räumlichkeiten einer alten Tankstelle eingerichtet. Ich mache es mir auf einem quietschgrünen Sofa gemütlich, der Tisch ist aus massivem Holz. Das Essen ist lecker und Biologisch (organic). Wir treffen zwei ältere Herren aus Auckland, die mit ihren Rennrädern von Backpackers zu Backpackers radeln.

Auch heute brennt die Sonne vom Himmel, im Gegensatz zu gestern kommt der Wind aber von vorn. Von der Brücke am Abzweig von Highway 6 und Highway 65 hat man eine tolle Aussicht auf den wilden Bull River. Beim Losfahren schlitzt sich Janine den Mantel auf, der Reifen platzt. Nicht so ganz einfach zu reparieren. Mit viel Textilband (tape) und mehreren großen Flicken bekommen wir es soweit wieder hin, dass sie vorsichtig weiter fahren kann.

Nahe des Inangahua Earthquake Slip machen wir Mittag. Im Tal des Buller River ist  die Erdkruste sehr instabil. Am 23. Mai 1968 erschütterte ein Beben der Stärke 7 die Gegend. Vom Beben ausgelöste Erdrutsche und Geländeverschiebungen sind in der Buller Gorge vielfach sichtbar. In der Buller Gorge schlängelt sich der Buller River durch eine enge Schlucht. Auf den Stromschnellen werden Wildwasser-Touren (white water rafting tours) angeboten.

Lyell ist nur eine Campsite mit Plumpsklo und Quelle - aber in jeder Karte eingezeichnet.

Phil ist nach Inangahua vorgefahren und wartet dort (an dem kleinen Laden/Café) mit der Nachricht, dass in Berlins zwei Deutsche übernachten, die einen Ersatzreifen dabei haben. Wir verabschieden Phil, der in Richtung Reefton fährt, um einen Freund zu treffen, und später über Highway 7 zur Westküste fährt.

In Berlins treffen wir Peter und Monika aus Kassel. Peter spricht mit starkem Hamburger Einschlag. Sie haben gespart, bis sie 50 waren und haben dann gekündigt. Seither sind sie auf Tour. Nicht permanent, zwischen den einzelnen Touren sind sie immer wieder daheim. Peter hat nach einer schlechten Erfahrung auf einer ihrer Touren immer einen Ersatzreifen dabei, den er jetzt an Janine verkauft - damit ist die Tour für sie gerettet.

Wir fahren noch ein paar Meter und schlagen unsere Zelte wieder direkt am Buller River auf. Das Ufer ist hier sehr steinig, wir müssen die Räder ein ganzes Stück schieben, bis wir eine geeignete Stelle finden. Das Wasser ist toll, mir aber immer noch zu kalt. Nach wenigen Minuten bin ich wieder draußen. Janine schwimmt ausgiebig.

Auch heute ärgern uns die Sandfliegen wieder kräftig. Wir machen ein Feuer und sitzen noch bis 23 Uhr am Strand. Auf der Bahnlinie auf der gegenüberliegenden Flussseite fahren Kohlenzüge aus Westport. Ich zähle vier in der Nacht.

Upper Buller Gorge  Upper Buller Gorge
Upper Buller Gorge  Upper Buller Gorge
Phil aus Kanada stößt dazu.  Phil aus Kanada stößt dazu.
ecker! Honig direkt vom Imker.  ecker! Honig direkt vom Imker.
Buller River nahe Berlins  Buller River nahe Berlins.
Wir genießen den Abend am Lagerfreuer.  Wir genießen den Abend am Lagerfreuer.

Berlins - Punakaiki, 80 km

Heute beißen die Sandfliegen besonders gut. Es bleibt bewölkt und wir haben leichten Gegenwind.

Jack's Gasthof, eine Pizzeria von Berliner Auswanderern, ist das Ziel für das Frühstück. Alle Zutaten werden frisch zubereitet, dass Brot selbstverständlich selbst gebacken. Alles super lecker! Es ist mittlerweile auch wieder angenehm warm, obwohl die Sonne heute nicht gegen die Wolken ankommt.

Charleston ist ein nettes kleines Nest. Ian möchte mir unbedingt die Bucht zeigen, die wir auf einer kleinen Stichstraße erreichen. Hier liegt auch der Campingplatz. Das Besondere an dieser Bucht ist, dass es einer der wenigen, wenn nicht gar der einzige Ort an der Westküste ist, an dem man halbwegs gefahrlos im Meer schwimmen kann. Im Allgemeinen gilt das Schwimmen im Meer an der Westküste als lebensgefährlich, Strömung und Brandung sind einfach zu stark.

Danach geht es bergauf, an einigen Stellen sind die Gesteinschichten zu sehen, auffällig die schwarzen Bänder aus Kohle. Nach einer rasanten Abfahrt erreichen wir an der Woodpecker Bay erstmals die Westküste. Welche eine Freude! Irgendwie hatte ich mich die ganze Zeit auf diesen Moment gefreut. Hohe Niederschlagsmengen und eine warme Meeresströmung begünstigen ein mildes Lokalklima, das eine reiche, subtropische Vegetation gedeihen lässt. Sogar Nikau-Palmen wachsen hier. Nun geht es langsamer voran, immer wieder stoppe ich, um Fotos zu machen. Da die Wolken aber nicht so recht aufreißen wollen, ist das Licht nicht ganz so schön, wie die letzten Tage.

Die Pancake Rocks sind das Filetstück des 1987 gegründeten Paparoa National Park. Direkt an der Tasman-See gelegen, sehen die Felsen aus wie übereinander geschichtete Pfannkuchen, wodurch sie zu ihrem Namen kamen. Vor 30 Millionen Jahre übereinander geschichtete Ablagerungen von Kalksedimenten und Tonmineralien, erodieren unterschiedlich schnell, seit sie durch eine Landhebung an die Oberfläche gehoben wurden und Wellen, Wind und Regen ausgesetzt sind.

Im Motor Camp gibt es einen eigenen Bereich für Zelte. In der Taverne treffen wir Peter und Monika wieder und verbringen eine gute Stunde gemeinsam in gemütlicher Runde, bevor uns die Müdigkeit in die Zelte treibt.

Woodpecker Bay  Woodpecker Bay
  Nikau-Palmen
Irimahuwhero Lookout  Irimahuwhero Lookout
Pancake Rocks  Pancake Rocks
Pancake Rocks  Pancake Rocks
Pancake Rocks  Pancake Rocks