Oman per Rad - Tagebuch einer Radreise

© Christian Hartmann mail_outline 

Wadi Bani Awf - Wadi Bani Kharus, 94 km, 1120 hm

Wadi Rundfahrt

In der Nacht hat es tatsächlich etwas geregnet. Die Menge war aber nicht der Rede wert. Morgens hängen in den Tälern noch Reste der Regenwolken, die sich erst im Laufe des Tages auflösen. Die sonst so trockene Luft ist jetzt spürbar feuchter. Obwohl es sich auch etwas abgekühlt hat, schwitze ich jetzt mehr.

Auf Schotterwegen fahre ich durch schöne Täler zurück nach Al Mahda im Wadi Sahtan. Ich bin noch nicht weit gekommen, da laden mich drei Männer zu Kaffee und Datteln ein. Ihre Decke haben sie im Schatten eines Baumes, unweit des Weges ausgebreitet. Diese aufrichtige Gastfreundschaft ist beeindruckt mich sehr 😊!

In Al Mahda werden um 9 Uhr der Coffee-Shop und der benachbarte Laden von den Schülern der nahen Schule "belagert". Einen Sack Flöhe zu hüten ist sicher einfacher, als diese Horde Halbstarker zu bändigen. Deren Respekt vor den Indischen Ladenbesitzern scheint sich in engen Grenzen zu halten. Ich warte mit meinem Frühstück, bis die Jungs wieder in den Unterricht müssen.

Auf der Strecke von gestern fahre ich über Ayn Umq zurück nach Al Ghabirah. Von dort führt ein Schotterweg durch ein schickes Tal ins Wadi Bani Awf. Aus meiner Sicht ist dies die schönste Verbindung zwischen den zwei Wadis. Einige Felsen erinnern in ihrer Struktur und Farbe an die Fasern eines vermodernden Baumstamms. Das auf diesen spröden Steinen Bäume wachsen, verstärkt den Eindruck zusätzlich. Die Geländewagen der Reisegruppen fahren über Zammah zum Al Hoota Pass, daher ist in diesem Tal etwas mehr los. Der Rückweg führt auf Asphalt durch eine enge Schlucht, in der mir ein starker Wind ins Gesicht bläst.

Das Wadi Bani Kharus ist durch eine breite Asphaltstraße erschlossen. Die fast senkrecht aufragenden Felswände sind recht beeindruckend. Da jede halbwegs ebene Fläche von Häusern oder Palmengärten genutzt wird, ist es allerdings recht schwierig einen Zeltplatz zu finden.

Im Wadi Sahtan  Im Wadi Sahtan
Im Wadi Sahtan Im Wadi Sahtan
Im Wadi Bani Awf  Im Wadi Bani Awf
Im Wadi Bani Awf  Im Wadi Bani Awf
Im Wadi Bani Awf  Im Wadi Bani Awf
Bei Al Far im Wadi Awf  Bei Al Far im Wadi Awf

Wadi Bani Kharus - Wakan, 93 km, 1200 hm

Donuts auf der Straße

Morgens ist es recht kühl. Mit der Sonne im Rücken radel ich das Wadi Bani Kharus wieder hinunter. Die Geologie ist hier ausgebreitet wie in einem aufgeschlagenen Buch - müsste man nur noch lesen können. Da es hier so schön ist, mache ich auch gleich noch einen Abstecher ins Dorf Al Hijayr. Am Abzweig ist die Straße voller Reifenspuren. Offensichtlich hat hier mehr als einer mit seinem Auto Donuts fabriziert.

Das Wadi Mistal ist landschaftlich nicht ganz so beeindruckend. Auf einer guten Asphaltstraße fahre ich durch eine weite Ebene, die von senkrechten Felswänden umschlossen ist. Die Wände dieser riesigen "Schüssel" ragen fast 1900 m über das Tal auf. Der Wind schiebt mich das Wadi hinauf, eine dünne Wolkendecke bedeckt den Himmel.

Am Ende des Tals klettert die Straße zum Dorf Wakan hinauf, das in 1500 m Höhe über dem Tal thront. Auf 8 Kilometern muss ich 600 Höhenmeter überwinden. Die Straße wird zunehmend schlechter und steiler. Mir schwinden allmählich die Kräfte, die letzten Kilometer sind echt hart. Mein Zelt baue ich auf einem (geschotterten) Parkplatz am Rande des Dorfes auf. Da bin ich mittlerweile "schmerzfrei" 😎 und wie erwartet stört es die Bewohner nicht im Geringsten. Sie lassen eine öffentliche Toilette sogar extra länger auf, damit ich mich noch waschen kann. Da sind die Omains völlig entspannt.

Musayna'ah im Wadi Bani Kharus  Musayna'ah im Wadi Bani Kharus
Im Wadi Bani Kharus  Im Wadi Bani Kharus
Im Wadi Bani Kharus  Im Wadi Bani Kharus
Im Wadi Bani Kharus  Im Wadi Bani Kharus
Donuts auf der Straße Donuts auf der Straße
Im Wadi Bani Kharus  Im Wadi Bani Kharus

Wakan - bei Khatum, 102 km, 250 hm

"Knabber-Fische"

Morgens werde ich mit einem tollen Blick ins Wadi Mistal belohnt. Das Wadi ist schon schön, die Felswände sind allerdings recht weit weg und verschwimmen im üblichen Staubschleier. Abermals fallen die Schuljungen in einen Coffee-Shop ein, als ich gerade was esse. Das ist dann schon echt chaotisch und laut. Natürlich wird auch mein Rad inspiziert. Da sind sie aber erfreulich vorsichtig. Da alle ein Smartphone haben, schalte ich das GPS immer aus - wobei auch das nicht immer was nützt.

Nakhl ist bei Touristen beliebt. Sowohl an der Festung, als auch bei den warmen Quellen stehen Reisebusse. Die Festung ist liebevoll eingerichtet und sehr sehenswert. Die Quellen sind offensichtlich kein Geheimtipp mehr. Im warmen Wasser leben winzige Fische, die die Hornhaut der Füße abknabbern. Das kitzelt zwar etwas, ist ansonsten aber sehr angenehm 😊.

Durch kleine Oasen-Dörfer und eine Steinwüste radel ich nach Al Khatum. Von hier ist es nicht weit zum Wadi Abiyad, mir steht der Sinn aber heute nach Wüste. So fahre ich noch einige Kilometer Richtung Westen, in Richtung einer Sanddüne. Der Weg führt mich in eine ebene, rote Steinwüste, in der hier und da Ghaf-Bäume die Ödnis begrünen. Abends beten zwei Männer vor ihrem Auto, unweit von meinem Zeltplatz.

Blick von Wakan ins Wadi Mistal Blick von Wakan ins Wadi Mistal
Abfahrt von Wakan ins Wadi Mistal  Abfahrt von Wakan ins Wadi Mistal
Abfahrt von Wakan ins Wadi Mistal  Abfahrt von Wakan ins Wadi Mistal
Im Wadi Mistal  Im Wadi Mistal
Wadi Mistal  Wadi Mistal
Wasserlaster  Wasserlaster
Festung in Nakhl  Festung in Nakhl
Festung in Nakhl  Festung in Nakhl
Palmen in Nakhl  Palmen in Nakhl

Khatum - bei Taww, 110 km, 360 hm

Der Reinfall

Nachdem ich schon einige Wadis gesehen habe, lasse ich das Wadi Abiyad links liegen und fahre zur Ostküste, zur fruchtbaren Ebene am Golf von Oman. Der Weg nach Barka und die Küstenstadt entpuppen sich als kompletter Reinfall 😖! Für viele Kilometer säumen Kies- und Sandgruben die Straße, die offenbar so manche Baustelle versorgen. Der fruchtbare Küstengürtel ist etwa 3 bis 4 Kilometer breit. Die Felder sind alle mit 2 m hohen Zäunen oder Mauern eingefasst. Barka ist quirlig und verkehrsreich. Die Stadt scheint mehr für Autos, als für Menschen gemacht zu sein. Am "Strand" wird gerade ein neuer Jachthafen gebaut. Der Weg zurück ist darüber hinaus auch noch verkehrsreich. Da die Landschaft nichts hergibt, spule ich die Kilometer einigermaßen schnell runter und bin gegen Mittag in Al Wasit - rund 25 Kilometer von meinem Zeltplatz.

Am Nachmittag bummel ich so vor mich hin. Die Landschaft entlang der Straße Richtung Maskat ist auch nur Durchschnitt. Der Abzweig nach Taww erweist sich als sehr schön. Durch die Oase fließt ein Falaj-Kanal. Im warmen Wasser schwimmen die kleinen "Knabber-Fische". Ich genieße die Ruhe und das warme Wasser. So wird es doch noch ein guter Tag 😊. In der Nähe finde ich ein schönes Plätzchen für mein Zelt. Meine Reise neigt sich dem Ende entgegen, es wird Zeit mal das Rad zu putzen.

Falaj in Taww Falaj in Taww

Taww - Maskat, 80 km, 50 hm

Ende einer schönen Tour

Heute geht es zurück nach Maskat. Die Strecke nach Seeb "geht so". Es ist offensichtlich, dass ich mich einer großen Stadt nähere. Immer wieder muss ich auch auf mehrspurigen Straßen fahren. Einmal an der Küste in Seeb angekommen, kann ich meinen Weg an der Uferpromenade fortsetzen. Das ist ganz nett, so komme ich ganz entspannt nach Maskat rein. Am Fischmarkt in Seeb wird's zwischenzeitlich mal etwas quirlig, das ist aber ok.

Das war sie, meine kleine Rundfahrt durch Omans Osten. Am Ende waren es 1700 Kilometer und fast 17.000 Höhenmeter in 19 Tagen. Das Reisen war überaus entspannt. Die Omanis sind super freundlich. Während meiner Reise im Dezember und Januar war das Klima sehr angenehm! Trockene 26 bis 32 °C bei fast immer blauem Himmel. Zelten kann man nahezu überall. Asiatische Imbisse bieten leckeres Essen zu kleinen Preisen an. In Imbissen, Tankstellen und Moscheen kann man sich waschen. Brot kauft man am besten im Imbiss. Als Aufstrich hat sich Hummus (Kichererbsen-Paste) bewährt. Die karge Landschaft hat mir ausgesprochen gut gefallen, insbesondere die Wadis im Hajar-Gebirge. Es gibt aber auch "Längen", breite Straßen durch weniger ansprechende Steinwüsten. Ich habe sie als Teil des Landes akzeptiert und bin so gut damit klar gekommen. Ich kann den Oman zum Radfahren wärmstens empfehlen 😎!

Ich bummel noch etwas am Strand entlang, wo einige Jungs Fußball spielen. Drei Pickups stehen halb im Wasser. Im Meer mühen sich mehrere Männer an etwas ab. Das Etwas stellt sich als Fischernetz heraus, das sie am Ende gemeinschaftlich auf die Ladefläche des Autos hieven.

Fische am Strand von Maskat  Fische am Strand von Maskat
Fische am Strand von Maskat Fische am Strand von Maskat
Jungs spielen Fußball am Strand von Maskat  Jungs spielen Fußball am Strand von Maskat