Pamir Highway per Rad - Tagebuch einer Radreise

© Christian Hartmann, Jörg Feye mail_outline 

Qala-i-Khumb - Ufer des Vanj, 79 km, 1000 hm

Viele LKW im schönen Panj Tal

Morgens ist unser Zeltplatz fest in der Hand von Mücken. So bauen wir zügig ab und sitzen bereits um 6 Uhr auf den Rädern. Nach etwa einer Stunde stoppen wir an einem Teehaus. Der Inhaber ist ein recht extrovertierter Ex-Offizier, der einige Jahre in der DDR gedient hat. Für Tee, Brot, Butter, 3 Eier und ein Würstchen pro Person werden wir ganze 3 € los.

Der Panj mit den links und rechts von ihm aufragenden Bergen bestimmt die Szenerie. Heute ist das Tal über weite Strecken sehr schmal, daß meist nur Platz für den Fluss und eine Straße links und rechts bleibt. Es ist erstaunlich wie die Menschen in beiden Ländern dieser felsigen Landschaft Flächen für ihre Häuser, Gärten und Wiesen abtrotzen. Die einfachen Lehmhäuser haben meist ein Flachdach - die extrem niedrigen Niederschlägen machen's möglich. Die Afghanen schneiden ihr Getreide von Hand und binden es zu Garbe. Stromleitungen können wir bei ihnen nicht erkennen. Die Straße ist schmaler und klammert sich noch abenteuerlicher an den Felsen als sie es in Tadschikistan schon tut. Die Afghanen sind hauptsächlich mit Motorräder und Esel unterwegs. LKW sehen wir dort keine.

Ganz anders in Tadschikistan wo es mehrere Dutzend in der Stunde sind. Dabei ist die einspurige, unbefestigte Straße mit ihren engen Kurven für schwere Laster überhaupt nicht geeignet. So wundert es kaum, daß die Brummis in der Abfahrt auch nur mit 15-20 km/h unterwegs sind. Die Fahrer der Geländewagen haben es meist deutlich eiliger, sodass sie nicht selten mehr Staub aufwirbeln als die LKW.

Nachmittags wird es wieder glühend heiß. Wir nutzen jeden querenden Bach, um uns abzukühlen. Nicht selten treffen wir dort auch LKW-Fahrer, die ihren Motor oder ihre Bremsen kühlen. Einer sitzt auf freier Strecke unter seinem Anhänger. Neben dem LKW liegen Teile des Getriebes. Er scheint da schon länger zu sitzen. Zumindest hat er es sich auf seinem Teppich bequem gemacht. Links und rechts von ihm stehen Lebensmittel und Wasser.

Im nächsten Dorf werden wir zu Tee eingeladen was hier natürlich bedeutet, daß es auch etwas zu essen gibt. Wir sind überrascht, daß sich die Tafel schon unter Lebensmitteln biegt. In einer Mischung aus englisch und russisch versuchen wir uns an etwas Smalltalk. Soweit wir das verstehen verköstigt unser Gastgeber heute das ganze Dorf.

Der späte Nachmittag zieht sich etwas. Stellen zum Zelten sind rar. Die meisten haben entweder kein Wasser oder liegen in unmittelbarer Nähe eines Dorfes. So landen wir am Ende des Tages an der Mündung des Vanj in den Panj. Vor der Brüke gibt es eine Polizeikontrolle. Usere Daten werden feinsäuberlich von Hand in ein Buch eingetragen. Das Hotel wenige hundert Meter hinter der Brücke ist so einfach, daß selbst 3 € die Nacht zu viel sind. So zelten wir am Ufer des Vanj - in Sichtweite des Polizeipostens.

Zwischen Qala-i-Khumb und Vahdat ist das Panj-Tal meist schmal.  Zwischen Qala-i-Khumb und Vahdat ist das Panj-Tal meist schmal.
Einfache Lehmhäuser in Afghanistan.  Einfache Lehmhäuser in Afghanistan.
Die Dörfer wirken wie grüne Oasen in der schroffen Landschaft.  Die Dörfer wirken wie grüne Oasen in der schroffen Landschaft.
Die Menschen trotzen den Bergen Flächen für ihre Häuser, Gärten und Wiesen ab.  Die Menschen trotzen den Bergen Flächen für ihre Häuser, Gärten und Wiesen ab.
Berge überragen das Panj-Tal um 1500 m.  Berge überragen das Panj-Tal um 1500 m.
Esel sind in Tadschikistan als Transportmittel noch sehr verbreitet.  Esel sind in Tadschikistan als Transportmittel noch sehr verbreitet.
Die afghanischen Dörfer faszinieren uns.  Die afghanischen Dörfer faszinieren uns
Im engen Panj-Tal sind die Felder klein.  Im engen Panj-Tal sind die Felder klein.
Schwer beladener Esel.  Schwer beladener Esel.
Fantastisch schöne Flussschleife im Panj-Tal.  Fantastisch schöne Flussschleife im Panj-Tal.
Bushaltestelle im Panj-Tal. Rastplatz für müde Biker.  Bushaltestelle im Panj-Tal. Rastplatz für müde Biker.
Der Panj ist von Sedimenten grau-braun gefärbt.  Der Panj ist von Sedimenten grau-braun gefärbt.
Hier einen Platz zum Zelten zu finden ist nicht so einfach. Hier einen Platz zum Zelten zu finden ist nicht so einfach.

Ufer des Vanj - Vamd, 79 km, 1050 hm

Landwirtschaft wie im 19. Jahrhundert

Die Polizisten hat unser Zelt nicht gestört. Jörg hat auch diese Nacht Glühwürmchen gespielt und sich mit 3 Stunden Schlaf begnügt. Ich wache mit Magenkrämpfen auf. Wie gestern sitzen wir schon um 6 Uhr auf den Räder und machen unseren ersten Stop nach etwa einer Stunde an einem Teehaus. Für Jörg gibt es wieder 3 Eier. Mein Darm will erst einmal etwas loswerden und ist noch nicht bereit für was Neues.

Vormittags sind die Temperaturen sehr angenehm. Wir fahren häufig im Schatten. Auch der Nahe Fluss hat eine kühlende Wirkung. Es sind deutlich weniger LKW unterwegs als Gestern. Die Straße ist mehrheitlich asphaltiert. Unterwegs kommen wir an zwei Homestays vorbei. Am zweiten halten wir, um "Tee" zu trinken. Was bedeutet, daß sich für 4 € der Tisch biegt. Die Aprikosen kommen frisch vom Baum. Auch Eier und Kartoffeln hatten offensichtlich keinen langen Transportweg.

Ab 11 Uhr beginnt wieder der Kampf mit der Hitze. Zudem wird die Straße zunehmend schlecht. Das Panj-Tal spart auch heute nicht mit landschaftlichen Reizen. Eine Felsformation sieht aus wie ein aufgeschnittener Baumkuchen. Andere sind V- oder S-förmig gefaltet. In der zweiten Reihe ragen Berge mit einer Höhe von 4200 m auf, die das Tal um 2500 m überragen. Der Panj kann ganz zahm sein, aber auch wild durch sein Bett tosen. Insgesamt lagen heute weniger Dörfer an der Strecke als gestern. Eine neue Spielart sind Geröllwüsten mit Steinen so groß wie Koffer.

Auch die Tadschiken schneiden ihr Getreide mit der Sichel, binden sie Gaben und stellen sie zum trocknen aufs Feld. Gedroschen wird mit einer mobilen Dreschmaschine1). Das haben wir auf der afghanischen Seite beobachten können.

Abends gönnen wir uns ein Homestay. Unsere Kleidung braucht dringend eine Wäsche und die Typen die drinstecken auch. Es gibt uns Gelegenheit uns ab 4 Uhr in die Kühle eines Hauses zurückzuziehen sowie unsere Räder zu putzen und zu ölen. Unsere Vermieterin hat zwei kleine Kinder die sich über Luftballons riesig freuen. In den 26 Euro sind Abendessen und Frühstück inbegriffen.

1: Dreschmaschinen wurden in Deutschland in den 1950er bis 1960er Jahren durch Mähdrescher verdräng: Wikipedia.org/Dreschmaschine

Früh am Morgen im Panj-Tal.  Früh am Morgen im Panj-Tal.
Das kalte Wasser des Panj wirkt wie eine Klimaalage.  Das kalte Wasser des Panj wirkt wie eine Klimaalage.
Grünes Dorf im unwirtlichen, felsigen Panj-Tal.  Grünes Dorf im unwirtlichen, felsigen Panj-Tal.
Landwirtschaft wie im 19. Jahrhundert.  Landwirtschaft wie im 19. Jahrhundert.
Das von Hand geschnittene Getreide ist zu Gaben gebunden.  Das von Hand geschnittene Getreide ist zu Gaben gebunden.
Fantastisch schöne Flussschleife. Die Berge überragen den Panj um gut 1000m.  Fantastisch schöne Flussschleife. Die Berge überragen den Panj um gut 1000m.
Ab 11 Uhr wird das Panj-Tal zum Glutofen.  Ab 11 Uhr wird das Panj-Tal zum Glutofen.
Ziegen am Ufer des Panj.  Ziegen am Ufer des Panj.
Die Mutter lässt ihr Zicklein nur gnz kurz trinken.  Die Mutter lässt ihr Zicklein nur ganz kurz trinken.
Geröllfeld mit Felsen so groß wie Reisekoffer.  Geröllfeld mit Felsen so groß wie Reisekoffer.
Vor Chorugh weitet sich der Panj zu einem See.  Vor Chorugh weitet sich der Panj zu einem See.
Der Panj führt Hochwasser, Bäume stehen im Wasser.  Der Panj führt Hochwasser, Bäume stehen im Wasser.
Vor Chorugh nimmt die Anzahl der Dörfer spürbar zu.  Vor Chorugh nimmt die Anzahl der Dörfer spürbar zu.

Vamd - Chorugh, 86 km, 600 hm

Ein halber Tag Stadtleben

Der Panj hat sich zu einem See geweitet. Auf der tadschikischen Seite gibt es einen mehrere hundert Meter breiten Streifen auf dem Landwirtschaft betrieben wird. Die Dichte der Dörfer ist dementsprechend höher. Die Straße ist größtenteils asphaltiert und weist deutlich weniger Steigungen auf als die letzten Tage. Wie bereits gestern sind auch heute nahezu keine LKW auf der Straße. Die Landschaft wirkt auf uns heute weniger spektakulär.

Wir sehen viele Aprikosen- und Maulbeerennbäume. Unter vielen sind Tücher und Laken ausgebreitet, um die Früchte aufzufangen. Für die Kinder wurden Fussballplätze angelegt. Der Rasen kann nicht ganz mit dem der Bayern mithalten, aber die Ränge sind hunderte Meter noch - da können die Münchner einpacken.😂 Der Panj führt offensichtlich Hochwasser. Ufernahe Bäume und Strommasten stehen im Wasser. Die überfluteten Wiesen sind mit Sicherheit ein ideales Brutgebiet für Mücken.

Am frühen Nachmittag kommen wir in Chorugh an, der Hauptstadt der autonomen Region Berg-Badachschan. In der 30.000 Einwohner-Stadt ist richtig was los. Wir wählen eine Unterkunft etwas außerhalb wo es ruhiger ist. Die Stadt ist Ausgangspunkt für alle Reisen in den Pamir und bietet eine große Zahl an Unterkünften und Restaurants. Es ist erstaunlich wie sehr der Tourismus das Ortsbild mitbestimmt. Auf dem Basar wird eine Auswahl feilgeboten, wie wir sie seit Dushanbe nicht mehr gesehen haben - und bis Osch nicht mehr sehen werden. Am Ufer des Grunt ist ein Park angelegt, der auch ein Freibad beherbergt. Die Athmosphäre ist entspannt1). Im Park bietet das kompetente Infocenter seine Dienste an. Die Stadt als schön zu bezeichnen ginge zu weit, aber man kann es gut aushalten. Für uns stehen die praktischen Vorzüge im Vordergrund. Mit Lebensmitteln eindecke, Fahrrad putzen, ausführlich duschen und mal was anderes essen (indisch).

1: Das ist nicht selbstverständlich. Berg-Badachschan gibt als Konfliktregion. Die Ismailiten im Pamir und bilden eine Minderheit im sunnitischen Tadschikistan. Dies sorgt für erhebliche politische Spannungen mit der Regirung in Dushanbe. Auch gilt die Grenregion zu Afghanistan aus Hochburg des Drogenschmuggels. Das jenseits des Panj in Afghanistan seit Jahren Krieg herrscht, ist auch nicht hilfreich.

Propaganda am Straßenrand.  Propaganda am Straßenrand.
Aprikosen trocknen auf dem Dach eines Schuppens.  Aprikosen trocknen auf dem Dach eines Schuppens.
AusrangierterZIL-130.  Ausrangierter ZIL-130.
Dieser Fußballplatz ist keine Ausnahme.  Dieser Fußballplatz ist keine Ausnahme.
Basar in Chorugh: Wassermelonen werden direkt vom LKW verkauft.  Basar in Chorugh: Wassermelonen werden direkt vom LKW verkauft.
Die Auswahl an Obst und Gemüse ist üppig.  Die Auswahl an Obst und Gemüse ist üppig.
Der Mann und das Mädchen sind offenbar gut gelaunt.  Der Mann und das Mädchen sind offenbar gut gelaunt.

Chorugh - Avj, 81 km, 1070 hm

Viele Polizeikontrollen auf dem Weg in den Wakhan

Wir verlassen die M41 und fahren weiter richtung Süden in den Wakhan-Korridor. Die Straße ist deutlich besser als erwartet und über weite Strecken sogar asphaltiert. Auf den ersten 10 km müssen wir an zwei Polizeiposten Ausweis und Visum vorzeigen. Das Militär ist auf der gesamten Strecke sehr präsent. Alle paar Kilometer ist ein kleiner Posten eingerichtet, oft nicht mehr als ein gelber Standardcontainer innerhalb einer Umzäunung. Mehrfach kommen uns Fußstreifen von jeweils drei Soldaten entgegen1).

Die Strecke ist ausnehmend schön und erstaunlich vielgestaltig. Zu Beginn ist die Schlucht es Panj eng und der Fluss hat ein starkes Gefälle. Entsprechend wild tobt er durch sein Bett. Bisweilen ist das afghanische Ufer kaum 20 m entfernt. Auf beiden Seiten prägen einfache eingeschossige Lehmhäuser das Ortsbild. Einige sind weiß getüncht.

Der Verkehr hat deutlich nachgelassen. Schwere LKW sind gar nicht unterwegs und bei den Autos sind es vielleicht noch 20% gegenüber der M41. Es folgt ein fruchtbarer Abschnitt, in dem gezielt Pappeln und Weiden gepflanzt wurden. Diese dienen als Schattenspender, Holzlieferanten und schützen das Ufer vor Erosion. Junge Bäume werden mit stacheligen Ästen umwickelt, um sie vor dem Verbiss durch Ziegen zu schützen.

Die Kinder haben 3 Monate Sommerferien, von Juni bis August. Tatsächlich werden ihre helfenden Hände in den Läden und auf den Feldern gebraucht. Die Bewohner von Andarob stellen einen Filzteppich her. Dafür wird die Wolle befeuchtet und in einer Plastikfolie um eine Eisenstange gewickelt. Diese wird auf der Dorfstraße hin- und hergerollt.

Es folgt ein dritter Abschnitt, in dem das Tal auch breit ist aber Geröllfelder die Ebenen füllen. Zu unserer Rechten erheben sich in wenige Kilometer Entfernung 5000 m hohe Berge. Vor uns schälen sich langsam die Konturen der Bergriesen des Hindukusch aus dem Dunst.

Wir beenden den Tag bei den heißen Quellen von Avj. Anfangs sind wir nicht sicher wie hier der Hase läuft. Das Hotel gegenüber macht einen reichlich heruntergekommenen Eindruck. Oberhalb der Quelle ist eine Art Kurheim eingerichtet. Zumindest laufen Männder und Frauen mit langen weißen Kitteln herum und eine große Zahl vorwiegend älterer Herrschaften in Bademänteln. Die Badebecken sind vergleichsweise klein, etwa drei auf drei Meter. Das Wasser ist gut körperwarm, leicht kolensäurehaltig und leicht schwefelhaltig. Männlein und Weiblein baden getrennt und unbekleidet. Es geht ungezwungen zu und sobald jemand englisch kann dürfen wir jede Menge Fragen beantworten. Wir werden wiederholt aufgefordert den Kopf mit offenen Augen unter Wasser zu tauchen, da dem Wasser eine positive Wirkung für das Auge nachgesagt wird.

Schlafen werden wir heute Nacht auf einer Tapchane2) genannten Plattform auf dem Gelände des Kurheims. Erst sind wir skeptisch. Je mehr Leute uns aber dazu auffordern, desto besser ist unser Gefühl. Unsere Fahrräder haben eh schon stundenlang dort herumgestanden ohne das was weggekommen ist. Es bleibt zu hoffen, daß es windig bleibt, sonst könnten die Mücken zum Problem werden3).

1: Dies war auch in den vergangenen Tagen schon öfter der Fall, aber bei weitem nicht so ausgeprägt.
2: Ein meist aus Holz gefertigtes Gestell mit einer quadratischen Grundfläche, das in den zentralasiatischen Ländern als erhöhte Sitz- und Schlafstätte dient. Wikipedia.org/Taptschan
3: Die Mücken wurden ein Problem. Trotzdem würden wir wieder so entscheiden.

Auf dem Weg in den Wakhan-Korridor.  Auf dem Weg in den Wakhan-Korridor.
Solche Bögen sind keine Seltenheit.  Solche Bögen sind keine Seltenheit.
Stromschnellen südlich von Chorugh.  Stromschnellen südlich von Chorugh.
Das Afghanische Ufer ist kaum noch 20 m entfernt.  Das Afghanische Ufer ist kaum noch 20 m entfernt.
Der Mann und seine Söhne ernten ein Heidekraut.  Der Mann und seine Söhne ernten ein Heidekraut.
Ein Teppich wird gefilzt.  Ein Teppich wird gefilzt.
Dorf auf einem Schwemmkegel.  Dorf auf einem Schwemmkegel.
Wasserfall oberhalb des Panj in Afghanistan.  Wasserfall oberhalb des Panj in Afghanistan.
In den Dörfern begegnen uns viele Kinder.  In den Dörfern begegnen uns viele Kinder.
LKW auf der schmalen afghanischen Straße.  LKW auf der schmalen afghanischen Straße.
Die Berge werden immer höher.  Die Berge werden immer höher.
Die Straße ist sehr verkehrsarm und gut zu fahren.  Die Straße ist sehr verkehrsarm und gut zu fahren.
Die Straße ist deutlich besser als vor Chorugh.  Die Straße ist deutlich besser als vor Chorugh.
Getreidefeld nahe Kozideh.  Getreidefeld nahe Kozideh.

Avj - nahe Darshai, 77 km, 920 hm

Zu Füßen des Hindukusch

Morgens verkauft eine Frau ganz frisches Brot. Tee bekommen wir kostenlos. Schon auf dem Weg nach Ishkoshim werden die Berge des Hindukusch immer deutlicher sichtbar. Wir nutzen den Ort für ein zweites Frühstück und decken uns mit Wasser ein.

Danach wird es richtig aufregend. Schon die Berge in der ersten Reihe sind alle über 5000 m hoch, in der zweiten Reihe stehen die 6000er. Das Tal ist grün. Es werden Getreide, Aprikosen und Gemüse angebaut. Die Straße ist von Pappeln gesäumt und weiterhin meist asphaltiert.

Bei der Festung Qahka machen wir Mittag in einem Homestay1). Den Ausblick über die Festung auf die Berge des Pamir (Tadschikistan) halten wir locker eine Stunde aus2). Die Festung selber hat nichts zu bieten. Sie ist bis auf wenige Grundmauern abgetragen. Das kleine Museum wenige Meter weiter ist hingegen einen kurzen Besuch wert. Der alte Mann, der das Museum aufgebaut hat, erläutert uns die Exponate in einer Mischung aus russisch, englisch und Händen und Füßen. Dies reicht, um einen kleinen Einblick in die althergebrachte Lebensweise der Wakhan-Bewohner zu bekommen.

Auch den Rest des Tages dominieren die Bergriesen des Hindukusch die Landschaft. Bis 6800 m hohe Berge bekommen wir aus einer Entfernung von nur wenigen Kilometern zu Gesicht. Das Tal bleibt für viele Kilometer fruchtbar und grün. Dann tritt der Panj wieder in Erscheinung und die Ebene ist von Geröll bedeckt.

Die Menschen ernten ein Heidekraut mit der Sichel und fahren es auf schweren Handkarren in ihr Dorf. Augenscheinlich reicht das Futter hier nur für wenige Tiere pro Familie. So erblicken wir häufiger Menschen, die ihre Kuh oder Ziege an einer Leine führen. Wo die Strömung des Flusses gering ist baden die Kinder im eiskalten Wasser. Die Infrastruktur wird immer spärlicher. Die Läden haben kaum noch Lebensmittel oder Wasser.

Unser Zelt schlagen wir am sandigen Ufer das Panj auf. Die Kombination aus feinem Sand und starkem Wind stellt uns vor eine echte Herausforderung. Der Sand beginnt schon in jede Ritze zu kriechen als wir auf die Idee kommen ihn mit Wasser zu binden. So sind wir einige Minuten beschäftigt den Sand rund um unser Zelt mit Wasser zu tränken. Aber der Aufwand lohnt sich - es funktioniert.

1: Wir nutzen Homesays häufig und ganz bewusst als Restaurants. Funktioniert super. Das Essen ist gut und günstig. Selber kochen wäre nur geringfügig preiswerter. Und das Geld kommt hier bestimmt bei den Richtigen an.
2: Auch gibt es ein Sitz-Klo - das ich sehr zu schätzen weiß, da meine Verdauung noch immer agre Probleme bereitet.

Die Bäume werden vom Fluss umspült.   Die Bäume werden vom Fluss umspült.
Die Berge des Hindukusch werden immer höher.  Die Berge des Hindukusch werden immer höher.
Dornige Äste schützen die jungen Pappeln vor Verbiss.   Dornige Äste schützen die jungen Pappeln vor Verbiss.
Diese Berge ragen rund 5000 m hoch auf.  Diese Berge ragen rund 5000 m hoch auf.
Grenzstein kurz vor Ishkashim.  Grenzstein kurz vor Ishkashim.
Der Wakhan ist immer wieder erstaunlich grün.  Der Wakhan ist immer wieder erstaunlich grün.
Drei Männer sind zu Fuß in einer Pappelallee unterwegs.  Drei Männer sind zu Fuß in einer Pappelallee unterwegs.
Der Hindudusch kommt in Sicht.  Der Hindudusch kommt in Sicht.
Die Reste der Festung Qahka thronen auf einem Felsen.  Die Reste der Festung Qahka thronen auf einem Felsen.
Blick auf die Sechstausender des Pamir.  Blick auf die Sechstausender des Pamir.
Typisch Wakhan: Berge und Pappeln.  Typisch Wakhan: Berge und Pappeln.
Blick auf einen der "richtig hohen Berge" des Hindukusch.  Blick auf einen der "richtig hohen Berge" des Hindukusch.
Die Straße ist gut zu fahren aber hügelig.  Die Straße ist gut zu fahren aber hügelig.
Blick auf den 6827 m hohen Languta-e Barti.  Blick auf den 6827 m hohen Languta-e Barti.
Aussicht auf die Bergriesen des Hindukusch.  Aussicht auf die Bergriesen des Hindukusch.
Laden in Boibar.  Laden in Boibar.

Darshai - Vrang, 59 km, 990 hm

Jetzt sind wir polizeibekannt

Wir haben offensichtlich am Ende der Asphaltstraße gezeltet. Heute waren asphaltierte Abschnitte die große Ausnahme. Schotter und Sand waren die Regel. Die Straße war eher schwierig zu fahren, da entweder tief oder Waschbrett. Wir beklagen uns trotzdem nicht, da wir diese Straßenverhältnisse im ganzen Wakhan-Korridor erwartet haben. Rund um den Panj breiten sich immer wieder regelrechte Dünenlandschaften aus. Das Tal ist in diesem Abschnitt wieder eher auf der grünen Seite. Die Berge des Hindukusch dominieren weiterhin die Szenerie. Vor uns zeichnen sich die tadschikischen 6000er Karl-Marx und Engels ab. Die Fernsicht ist heute allerdings nicht so gut wie die letzten Tage, es ist etwas diesig.

Ein Teehaus finden wir heute nicht. Als wir aber gegen Mittag in einem der kleinen Läden nach einem solchen fragen, werden wir direkt wieder eingeladen. Allerdings ist die Situation für uns nicht von Anfang an durchschaubar. Der Ladenbesitzer verkauft uns Tomaten und Gurken für einen Salat und schickt jemanden damit los. Später werden wir um das Haus geleitet wo schon Brot, Tee und Süßigkeiten bereitstehen. Unser Salat und der Ladenbesitzer gesellen sich ein wenig später dazu. Für Tee und Brot stellt er uns 2 € in Rechnung, was vollkommen in Ordnung geht.

Am frühen Nachmittag quälen wir uns ein wenig als wir die fast 500 Höhenmeter zur heißen Quelle Bibi Fotima hochradeln. Kurz vor der Quelle liegt die Festung Yamchun. Die Form dieser Wehranlage ist noch gut erkennbar. Vor allem aber bietet sie einen tollen Vordergrund für Fotos auf die Bergriesen des Hindukusch. Was für eine Aussicht! Die Quelle ist gut 40 °C warm. Wir baden gemeinsam mit den örtlichen Verkehrspolizisten, die uns kurz davor mit ihrem Dienstlada überholt haben. Man könnte also sagen: Wir sind jetzt polizeibekannt.

Wir fahren noch ein paar Meter weiter zum Ort Vrang wo wir im Guesthaus eines ehemaligen Russich- und Geschichtslehrers unterkommen. Der Rentner, der auch das Museum des Ortes aufgebaut hat erzählt uns einiges über die Lebensverhältnisse im Wakhan und das Verhältnis seines Landes zu seinen Nachbarn. So ist Wind gut, da bei Windstille die Menschen von Moskitos geplagt werden. Im Winter wird es nicht allzu kalt, -20 °C in der Nacht und -6 °C am Tag. Jobs gibt es nur bei öffentlichen Arbeitgebern, wie Schule, Verwaltung oder Polizei. Die Bezahlung liegt dort bei 60-70 € im Monat. Aydar Malikmadov ist ein toller Gastgeber!

Aussicht auf die Bergriesen des Hindukusch.  Aussicht auf die Bergriesen des Hindukusch.
Auch die Tadschiken fahren Rad.  Auch die Tadschiken fahren Rad.
An den Ufern der Panj breiten sich Sanddünen aus.  An den Ufern der Panj breiten sich Sanddünen aus.
ZIL-130.  ZIL-130.
Die Festung Yamchun vor dem Panorama des Hindukusch.  Die Festung Yamchun vor dem Panorama des Hindukusch.

Vrang - Langar, 37 km, 375 hm

Bummeltag

Heute lassen wir es ganz gemütlich angehen. Unser Etappenziel ist Langar, der letzte Ort vor dem Aufstieg auf den Pamir. Wir genießen noch einmal den Anblick der Eisriesen des Hindukusch wo die Farben grau und weiß vorherrschen. Die Berge auf der tadschikischen Seite kommen oft rötlich daher. Dazwischen liegt das meist grüne Tal, in dem wie wir jetzt wissen die Aga-Khan-Stiftung das Pflanzen von Pappeln und Weiden initiiert hat. So können wir speziell in den Dörfern häufig durch Pappelalleen radeln. Auf den Feldern sehen wir besonders häufig Getreide und Kartoffeln, wobei das Getreide nicht mit unseren Hochleistungssorten vergleichbar ist. Rund um die Dörfer grasen einzelne Kühen, Ziegen und Esel das Gras der Feldraine ab. Häufig sind die Tiere angepflockt. Zwischen den Dörfern zeigen Geröllflächen und Dünen, dass das Grün der Landschaft mühsam abgerungen werden muss.

Unser erster Stopp ist eine buddhistische Stupa oberhalb des Dorfes Vrang. Von oben zeigt sich auch deutlich wie grün das Tal ist. Ebenso wie die typische Bauweise mit eingeschossigen Lehmhäusern. Auf den Flachdächern wird der Dung der Tiere als Brennstoff für den Winter gelagert. Es kann aber auch Heu als Futter für die Tiere sein, oder Aprikosen, die zum Trocknen in der Sonne liegen.

Auf halber Strecke lädt die heiße Quelle in Shirgin zum Verweilen ein. Direkt neben der Straße steht ein Betonbau kaum größter als ein Überseecontainer. Auch der Pool ist mit 2 auf 2 m eher übersichtlich. Das Wasser ist gut körperwarm und stark schwefelhaltig, sodass sich am Beckenrand schon eine Sinterschicht gebildet hat. Die Infrastruktur wird immer dünner, die Auswahl in den kleinen Läden immer übersichtlicher. Die Dorfbewohner halten große Hunde, die gut gepflegt und sehr friedlich sind. Einer liegt direkt vor dem Eingang eines Ladens und hat kein Problem damit, daß alle Leute über ihn rübersteigen.

Langar liegt am Zusammenfluss von Pamir und Wakhan, die sich hier zum Panj vereinigen. Durch seine Lage am Ende des tadschikischen Wakhan-Tals ist die Anzahl an Guesthäusern überdurchschnittlich hoch1). Wir kommen in einem schönen Pamir-Haus am Ende des Dorfes unter. Der Laden am Hostel ist zum Glück dann doch etwas besser sortiert, sodass wir Vorräte für die 3 Tage über den Khargush Pass nach Alichur einkaufen können in denen es keine Läden geben wird.

Oberhalb von Langar gibt es Petroglyphen zu besichtigen. Der Fußweg ist außerordentlich steil. Die Steingravuren sind eher enttäuschend. Die Anzahl der modernen Schmierereien übersteigt die der historischen bei weitem. Die Aussicht entschädigt aber zumindest teilweise für die Mühen.

1: Auch der Konkurrenzkampf scheint groß zu sein, mehrere Jungen werben mit "Homestay, Homestay" um userer Gunst. Sehr untypisch. Bisher haben wir die Tadschiken als eher zurückhaltend kennengelernt.

Esel gehören in Tadschikistan zum Straßenbild.  Esel gehören in Tadschikistan zum Straßenbild.
Aus heiterem Himmel rattert diese Raupe durchs Dorf.  Aus heiterem Himmel rattert diese Raupe durchs Dorf.
Lehmhaus inmitten bewässerter Getreidefelder.  Lehmhaus inmitten bewässerter Getreidefelder.
Buddhistische Stupa oberhalb von Vrang.  Buddhistische Stupa oberhalb von Vrang.
Der Blick über Vrang unterstreicht wie Grün der Wakhan ist.  Der Blick über Vrang unterstreicht wie Grün der Wakhan ist.
Blick auf den 6849 m hohen Kohe Hevad.  Blick auf den 6849 m hohen Kohe Hevad.
Blick auf den 6849 m hohen Kohe Hevad.  Blick auf den 6849 m hohen Kohe Hevad.
Sanddüne am Ufer des Panj.  Sanddüne am Ufer des Panj.
In den Dörfern sehen wir viele Kinder.  In den Dörfern sehen wir viele Kinder.
Kurz vor Langar. Links rötliche und rechts graue Berge.  Kurz vor Langar. Links rötliche und rechts graue Berge.
Pappelallee kurz vor Langar.  Pappelallee kurz vor Langar.
Langar markiert das Ende des tadschikischen Wakhan.  Langar markiert das Ende des tadschikischen Wakhan.
In Langar vereinen sich die Flüsse Pamir und Wakhan zum Panj.  In Langar vereinen sich die Flüsse Pamir und Wakhan zum Panj.
Antike Petroglyphen oberhalb von Langar. Antike Petroglyphen oberhalb von Langar.