Maskat - Yiti, 86 km, 920 Hm
Vom Hotel in der Nähe des Flughafens fahre ich zunächst nach Mutrah. Die großen, mehrspurigen Straßen lassen sich nicht gänzlich vermeiden, einige Abschnitte kann ich aber auf der Strandpromenade fahren. Der alte Stadtteil von Omans Hauptstadt ist interessant. Der Suq (Basar), auf dem vor allem Goldschmuck verkauft wird. Die riesige Jacht des Sultans im Hafen. Der Fischmarkt. Am Meer verläuft ein breiter Gehweg, auf dem ich einige Zeit radeln kann. Nächste Station ist das Al Mirani Fort und der Palast des Sultans.
Weiter geht es entlang des Golf von Oman nach Süden. Leider werden viele kleine Orte, von denen es schöne Bilder im Netz gibt, gerade platt gemacht, um teuren Resorts Platz zu machen. Schade, da geht etwas Ursprüngliches verloren.
Der Bandar Al Khairan Aussichtspunkt ist sehr beliebt, die kleine Straße dort rauf irre steil. Gegen 15 Uhr ist das Licht gerade noch gut. Zum Zelten ist mir hier zu viel los, auch habe ich kein Wasser mehr und hatte noch kein WC. Also fahre ich zurück ins Dorf Yiti. Dort treffe ich im Coffee-Shop1) zwei Tschechinnen wieder, die ich schon am Aussichtspunkt gesehen habe. Wir trinken zusammen einen Tee. An der Tankstelle kann ich mich erleichtern. Wenige Kilometer außerhalb, im Wadi Mayh, schlage ich mein Zelt auf.
1: Coffee-Shops sind günstige Schnellrestaurants, die meist von Einwanderern aus Indien, Pakistan oder Bangladesch geführt werden. Es gibt sie in fast jedem größeren Ort. Angeboten werden Gerichte aus den Herkunftsländern. Beispielsweise Poratta (Fladenbrot), Dal (Linsen). Auch Omelette oder Mixed Vegetables sind sehr zu empfehlen. Der Tee wird mit Kondensmilch und reichlich Zucker serviert. Für eine Mahlzeit mit Tee muss man selten mehr als einen Rial (2,50 €) zahlen.
Yiti - Quriat, 110 km, 935 Hm
Die Piste durchs Wadi Mayh ist richtig klasse. Bergauf auf Schotter tue ich mich ganz schön schwer, bin noch nicht so recht in Form. Die kleinen Büsche und Bäume wehren sich mit Dornen gegen die allgegenwärtigen Ziegen, die teilweise bis in die Baumkronen klettern. In Begleitung eines "Jeep" kommen mir 4 Kamele entgegen. Auch ein Schulbus fährt hier. Die Felsen schimmern in Farben von fast Weiß, über Sand und Rot bis hin zu dunklem Braun und hin und wieder sogar Kupfer-Grün.
Dann parallel zur Schnellstraße, jetzt auf Asphalt. Auch super schön und sehr ruhig, wie alle Straßen heute. Die Tankstelle an der Straße 17 erreiche ich durch die Waschstraße. Dal und Poratta gibt es nicht, dafür kleine "Bällchen" gefüllt mit Kartoffeln. Lecker und kosten fast nix. Bis heute Abend wird das meine letzte "richtige" Mahlzeit sein.
Auf asphaltieren Straßen geht es von der Küste in die Berge. Die Formen- und Farbenvielfalt der Berge fesseln mich weiterhin. Im Vordergrund ein paar Bäume und schon hat man ein schickes Foto. Von 12 bis 16 Uhr haben die meisten Coffee-Shops und Lebensmittelläden geschlossen. In den Moscheen gibt es aber immer kaltes Trinkwasser, ein WC und eine Waschgelegenheit. Letztere ist bei all dem Staub durchaus nötig.
Am späten Nachmittag geht es durch das Wadi Majlas wieder an die Küste. Die Sonne steht schon recht tief. Das wunderschöne Tal ist etwa 200 m breit und von rund 300 m hohen, steilen Felswänden eingerahmt. Ein paar mal muss ich den Bach durchqueren. Das Wasser ist nicht tief, aber das Bachbett sehr weich. Die Kombination aus Wasser und Staub resultiert in dreckigen Schienbeinen.
In Quriat haben die Coffee-Shops alle nur Burger. Schmecken aber auch. Es ist spät geworden. Im letzten Licht baue ich das Zelt unweit des Ortes auf.
Quriat - Firq, 61 km, 875 Hm
Morgens schaue ich mir den Hafen und das Fort von Quriat an. Dann gönne ich mir eine Rasur und einen Haarschnitt, was zusammen 2 Rial (5 €) kostet. Anschließend geht es auf die Suche nach "vernünftigem" Essen1). Obwohl es einige größere Läden gibt, werde ich erst im Dritten fündig. 1 Kilo Datteln, 2 Dosen Hummus, eine Dose Erbsen. Und schließlich finde ich auch noch einen Coffee-Shop, der Poratta verkauft. Das reicht für zwei Mahlzeiten.
Bis zum Wadi Dayqah Stausee ist die Strecke nicht so aufregend. Dann wieder Piste und gleich richtig schön. Aber auch sofort wieder anstrengend. Die Anstiege sind oft richtig steil und der Schotter macht den Rest.
Das Wadi al Arbeieen ist richtig klasse. Am See direkt beim Resort stelle ich mein Zelt auf2). Eine Runde schwimmen. Ein paar Klamotten waschen. Von den Fischen die Hornhaut von den Füßen knabbern lassen. Mensch was willst Du mehr? Auch die Moschee ist in der Nähe und damit WC und Trinkwasser. Nach Sonnenuntergang geben Frösche ein Konzert.
1: Es herrscht durchaus kein Mangel an Lebensmittelläden, die gibt es selbst in vielen kleinen Orten. Nur das Sortiment lässt oft zu Wünschen übrig. Chips und Kekse füllen ganze Regale. Brot, Hummus (pürierte Kichererbsen), Datteln und dergleichen hat bei Weitem nicht jeder.
2: Zelten ist im Oman super einfach. Es ist nahezu überall möglich. Heute schlage ich mein Zelt in direkter Nähe zu einer teuren Ferienanlage auf - und keiner nimmt Anstoß daran. Ich beherzige aber immer die Regel: "Hinterlasse nur Fußspuren, nehme Fotos (auf)!"
Firq - Wadi Tiwi, 65 km, 710 Hm
Die Fahrt durchs Wadi al Arbeieen ist mal ein richtig toller Auftakt. Zu Beginn recht viele und zum Teil auch lange Passagen durch Wasser. Ursache hierfür ist ein kleiner Damm, vielleicht einen Meter hoch. Hier ist das Tal sehr Grün. Danach ist es deutlich trockener, aber nicht weniger schön. Im Unterlauf treffe ich einen Motorradfahrer aus Saudi Arabien - der ein Video von mir für seinen YouTube Kanal macht.
Zurück an der Küste, fahre ich parallel zur Hauptstraße, in Sichtweite zum Golf von Oman. In den Bergen hängen weiße Wolken. Die Strecke ist recht schön. An der Küste stehen fast über die gesamte Länge viele Zelte. Die Temperatur ist mit rund 30 °C rund 7 °C kühler als im Hinterland. Der Wind kommt moderat von vorn.
Am Wadi Shab ist es echt voll. Da es schon 15 Uhr ist, fahre ich erst mal das Wadi Tiwi hoch. Das ist bis oben befestigt. Unten haut es mich tierisch hin! 🤕 Der überflutete Beton ist mit Algen bewachen und spiegelglatt. Dann reiht sich ein verrückt steiler Anstieg an den Nächsten. Da ist sogar das Schieben sehr anstrengend.
Am Ende des Tales gibt es einen kleinen Wasserfall und glasklare Pools in einer engen Felsschlucht. Ein junger Omani zeigt mir den Weg und auch einen Platz zum Zelten. Am Ende will er 10 Rial also 25 € haben. Das ist happig, insbesondere da er nicht gesagt hat, dass er nicht aus reiner Nächstenliebe handelt.
Wadi Tiwi - Sur, 76 km, 660 Hm
Morgens fahre ich noch mal zum Wasserfall. Das Licht ist jetzt etwas besser als gestern Abend, aber in dem schmalen, tiefen Tal wird nur für sehr kurze Zeit wirklich gutes Licht sein. Auch bergab merke ich, wie brutal steil es immer wieder den Berg runter geht. Durch die betonierten Furten schiebe ich heute. Das Rad rutscht sogar beim Schieben!
Am Eingang zum Wadi Shab ist um kurz nach 9 Uhr der Parkplatz schon voll. Die kurze Überfahrt mit dem Boot kostet 1 Rial. Dann muss man ein ganzes Stück laufen. Das Wadi ist eng und von steilen, rötlichen Felsen eingerahmt. Im Unterlauf sind Palmengärten angelegt. Weiter oben gibt es immer mehr Seen. In einige springen Mutige aus zig Metern Höhe. Ganz am Ende heißt es dann schwimmen. Einen wasserdichten Sack habe ich dummerweise nicht im Gepäck. Also muss mein Smartphone beweisen, dass es wasserdicht ist. Es besteht den Test. Es ist schon spektakulär, in wenige Meter breiten Seen, zwischen den hohen Felswänden durchzuschwimmen. Aber es zieht auch Scharen von Besuchern an. Einige mit Schwimmweste. Auf dem Rückweg staut es immer wieder, da auf den engen Wegen so viele Menschen unterwegs sind. So ist es etwas ambivalent, einerseits grandiose Natur, andererseits zu viele Menschen.
Mir ist klar geworden, dass der geplante Weg auf Schotter über 2000 Meter hohe Pässe zu anspruchsvoll ist. Also fahre ich auf dem Küstenhighway nach Sur. Die Strecke ist nichts besonderes. Auf der 4-spurigen Straße sind 120 km/h erlaubt und es ist nicht viel los. So ist das Fahren auf dem breiten Seitenstreifen stressfrei. Vor Sur dann ein großes Industriegebiet an der Küste. In Sur gönne ich mir für 30 € ein Zimmer. Mal wieder duschen. Meine Klamotten gebe ich in die Wäscherei, das kostet etwa 2 €.
Sur - Romail, 120 km, 620 Hm
Ich habe mich für den direkten Weg nach Al Kamil entschieden, auch wenn dies wahrscheinlich nicht die schönste Option ist. Die Strecke ist landschaftlich tatsächlich keine Offenbarung, aber gut zu fahren und es ist nur wenig los. Die Straße ist zweispurig, der mehrspurige Ausbau läuft aber schon.
Die Burg in Al Kamil wird gerade restauriert. Im Ort gibt es einen Markt für Viehfutter, also Heu und dergleichen. Auf den nächsten Kilometern schaffe ich es die Hauptstraße zu vermeiden. Erst fahre ich, auf Sand, parallel zu einer Kamelrennstrecke. Dann bietet sich die alte Straße an, dort fressen drei Kamele gerade an einem mannshohen Strauch. Schließlich muß ich doch auf die sechsspurigen Straße. Allerdings ist nicht viel los. Noch was essen und dann einen Zeltplatz suchen. Ich versuche es am Rande der Wahiba Wüste. Passt!
Romail - Romail, 81 km, 1200 Hm
Auf dem Weg ins Wadi Bani Khalid überholen mich ab 9 Uhr die weißen Toyota SUV die der Tourveranstalter. Bis ich um 11 Uhr die 30 Kilometer über den Berg geschafft habe, reihen sich am Ende der Straße schon die Autos aneinander - sprich alles ist zugeparkt. Die Pools in der engen Schlucht sind schon spitze. Wenn man will, kann man von Oben bis zu den Seen durch die Schlucht schwimmen. Ich habe allerdings noch immer keinen wasserdichten Sack 😟. Man kann aber kein Bild machen, auf dem keine Leute drauf sind. Diese "Menschenmassen", es werden wenige Hundert sein, sind nicht meins.
Im Wadi Hawer sind - wie erwartet - nur eine Handvoll Besucher. Auf dem Weg dorthin durchquere ich eine Furt, wenn man das noch so nennen kann, den ich stehe fast bis zur Hüfte im Wasser. Zum Glück gibt es keine Strömung. Die Einheimischen schaue mich verblüfft an, denn es gibt einen Weg drum herum 🙈. Ich wandere ein paar hundert Meter ins Wadi Hawer hinein. Auch hier schlängelt sich der Bach durch die enge, felsige Schlucht, staut sich, bildet Pools und stürzt über kleine Wasserfälle in den nächsten Pool. Klasse! Schon bald geht es aber nur noch schwimmend weiter. Dafür bin ich nicht ausgerüstet, ist aber okay, ich habe genug gesehen.
Erstaunlicherweise habe ich auf dem Rückweg, wie schon auf dem Hinweg, Gegenwind. Heute fahre ich nicht so tief in die Wahiba Wüste wie gestern.