Oman per Rad - Tagebuch einer Radreise

© Christian Hartmann mail_outline 

Al Khitaym - Sint, 69 km, 960 Hm

In der Nacht war es recht windig, was doof war, da ich keine Heringe in den Boden bekam und das Zelt nur mit schweren Steinen abspannen konnte.

Heute Morgen läuft es nicht nach Plan. Noch immer hängen dichte Wolken im Tal. Sie ziehen langsam aus diesem heraus auf das Plateau. Das sieht zwar auch schick aus, bedeutet aber, das der Balcony Walk, wegen dem ich hier bin, wenig Sinn macht. Der Kaffee in Al Khitaym soll 3,6 € kosten, das Klo 1,2 €. Danke ich verzichte! Dann ist auch noch der Vorderreifen platt. Ich kann den Grund nicht finden. Wechsel auf gut Glück den Schlauch. Die Ziegen, die sonst immer die Flucht vor mir ergreifen, riechen das Essen in meinen leeren Konservendosen. Ich kann sie kaum von meinem Fahrrad fern halten. Als sich die Wolken bis 10 Uhr nicht gehoben haben, blase ich die Wanderung ab und fahre den Berg wieder herunter. Etwas doof, aber manchmal soll’s einfach nicht sein.

Im Coffee-Shop gönne ich mir erst mal ein Omelette. Oh nee! Der Vorderreifen ist schon wieder platt, jetzt finde ich einen keinen Dorn. Diesmal untersuche ich den Mantel noch intensiver, das war es aber wohl. Das war jetzt echt ärgerlich.

Durch's Wadi Damm geht es hinab. Schöne und ruhige Schotterstrecke, aber zwischendurch recht steil, bergauf nicht unbedingt zu empfehlen.

Der Jebel Misht und die Bienenkorbgräber mag ich sehr. Sind einfach toll anzuschauen. Der Anstieg nach Sint ist mal richtig schön zu fahren, keine steilen Rampen. Hinter dem Ort finde ich ein schönes Plätzchen für mein Zelt.

Wadi Damm. Im Hintergrund der Jebel Shams, dort hängen noch immer Wolken.
Wadi Damm.
Die Wadis sind immer viel grüner als ihre Umgebung.
Blick vom Wadi Damm auf den Jebel Misht.
Der Jebel Misht überragt das Wadi Al Aya um etwa 1400 m.
Jebel Misht ist 2090 m hoch.
Die antiken "Bienenkorb-Gräber" im Wadi Al Aya.
Die "Bienenkorb-Gräber" und im Hintergrund der Jebel Misht.
"Bienenkorb-Gräber".
"Bienenkorb-Gräber".
Jebel Misht.

Sint - Snake Canyon, 75 km, 1980 Hm

Von Sint runter ins Wadi Al Ala zu fahren, war keine gute Idee. Vor 8 Jahren befand sich die Straße im Bau und ich habe einfach angenommen, sie sei jetzt fertig. Pustekuchen! Schiebend geht es irgendwie, aber viele Stellen sind schon ganz schön haarig, mit groben, losen Steine und so.

Das Wadi Al Ala ist schön und einsam, wenn auch nicht fotogen. In Al Hamra frühstücke ich dann erst mal - nach 2 Stunden auf dem Rad. Dann gönne ich mir eine Rasur. Als ich merke, dass der Mann sein Handwerk versteht, lasse ich mir auch die Haare waschen und schneiden. Eine Massage gibt oben drauf. Das kostet dann zwar 5 Rial, das war es die Sache aber auch wert. Ich bin so was von relaxt.

Den 20 km und 1400 Höhenmeter langen Anstieg zu Jebel Hatt fahre ich in einem Rutsch durch. Es gibt einige Passagen mit 15%, das meiste ist aber unter 10% und somit gut zu fahren. Vor 8 Jahren bin ich die Abfahrt des Morgens gefahren. Diesmal möchte ich sie des Abends fahren. Leider werfen die hohen Berge schon lange Schatten, sodass sich der Nachmittag, aus fotografischer Hinsicht, als schlechte Wahl herausstellt. Die Strecke bergab ist beängstigend steil, meist so 20 bis 25%. Und das auf einer sandigen und zerfurchten Piste. Leider hat der Verkehr in den letzten 8 Jahren stark zugenommen.

Ich treffe Murf, Sarah und Ellen. Die ersten Beiden sind Iren und mit einem Toyota Land Cruiser unterwegs, die Dritte ist Britin und wohl schon eine Weile mit dem Motorrad unterwegs. Die Drei kennen sich schon lange. Abends zelten wir am selben Ort und ich werde zu Guajacole eingeladen. Danach sitzen wir noch eine Weile um ein Lagerfeuer. Auch Murf und Sarah sind schon viel in der Welt rumgekommen.

Snake Canyon - Al Awabi, 78 km, 785 Hm

Die Nacht war wieder eher frisch. Zum Auftakt darf ich gleich mal ein paar Meter schieben. Heute passt das Licht. Nahdem das mit den Bildern am Jebel Hatt und im Snake Canyon nix wurde, möchte ich welche von Wadi Sahtan. Und ich werde nicht enttäuscht, das Tal ist super schön. Ich bin dann aber doch froh, als ich wieder Asphalt unter den Rädern habe. Nach einem Tag auf Sand und Schotter, hört sich die Kette an, als wäre sie noch nie geölt worden. Auch auf dem Rad hat sich jede Menge Staub abgelagert.

In Al Awabi lege ich eine längere Mittagspause ein und befreie das Rad mal vom gröbsten Dreck. Auf der Hauptstraße geht es dann Richtung Maskat. In einem kleinen Wadi finde ich einen ruhigen Zeltplatz und der Clou, es gibt eine Wasserstelle. So kann ich mich mal wieder richtig waschen. Dafür sitze ich in einem Funkloch.

Abfahrt vom Jebel Hatt ins Wadi Bani Awf.
Das Wadi Sahtan ist etwa 300 m tief.
Blick auf Al Madha (links) hinter dem die Felswände etwa 1400 m hoch aufragen.
Das Wadi Sahtan ist ruhig und wunderschön.
Engstelle im Wadi Sahtan.
Diese Felsen habe eine sehr feine Schichtung und scheinen sehr leicht in kleine Splitter zu zerspringen.
Und auch in diesen Felsen wachsen Bäume.
3 Ebenen im Wadi Sahtan: Steiniger Boden mit Akazien und Sukkulenten, eingezäunter Palmengarten, Berge in Rot- und Brauntönen.
Durch diese hohle Gasse führt der Weg im Wadi Sahtan.
Blick aus dem Wadi Sahtan ins Bani Awf. Die fast 2000 m hohen Berge überragen die Täte mehr als 1400 m.
Moschee im Wadi Awf.

Al Awabi - Taww, 93 km, 550 Hm

Die gut asphaltierte Hauptstraße hat ein leichtes Gefälle, so fliegen die ersten Kilometer regelrecht vorbei. Kleiner Abstecher ins Wadi Al-Subakha, das ist aber nicht so aufregend, als dass ich, auf der rauhen Schotterpiste, tief hinein fahren müsste.

Das Besondere an der Quelle von Nakdal ist, dass man in zwei Pools baden kann. Sonderlich toll finde ich das Ambiente aber nicht. Das Nakhal Fort ist klasse und mit 2 Rial auch nicht teuer.

Dann versuche ich die, nun autobahnmäßig ausgebaute, Straße zu vermeiden. Das klappt ganz gut. Einige Palmengärten, ein altes Fort. Aber auch viele Wohnsiedlungen und wenig aufregende Schotterebenen.

Dies bleibt auch erst mal so, als ich die Hauptstraße verlasse. Dann wird es besser, eine schöne Schotterstrecke und die schöne Quelle im Wadi Taww, an der ich etwas länger verweile. Leider ist Müll auch hier ein Problem. Zum Abschluss noch eine schöne Schotterstrecke. Abends kommen vier Jungs aus dem nahen Dorf zu mir. Einer scheint mit dem Handy alles zu filmen.

Das schöne Nakhal Fort umgeben von Palmengärten.
Der Raum der Frauen.
Blick über den Innenhof auf das Hauptgebäude.
Kanone und Westturm.
Der Raum der Männer.
Schöne Tür in Hibra.
Felsen in Grau, Rot und Sand und eine Akazie.
Palmen und Falajkanal im Wadi Taww.
Wadi Taww.
Wadi Taww.
Mein letzter Zeltplatz.

Taww - Maskat, 76 km 615 Hm

Bis Fanja, schöne Strecke. Dann erst eine 8-spurige Autobahn - klingt schlimmer als es ist, da die Straße recht überdimensioniert ist und langsam gefahren wird. Dann ein Industriegebiet mit Zementwerken. Das Wadi Hammam ist dann wieder schön. Irgendwann lässt sich die Autobahn - hier 6-spurig - nach Maskat rein, nicht mehr vermeiden. Da es bergab geht, ist auch das irgendwie in Ordnung. Aber den großen Spaß macht es definitiv nicht.

Am Hotel angekommen, putze ich erst mal mein Fahrrad. Dann duschen und Wäsche zum waschen geben. Und zu guter Letzt, das Rad verpacken, Kiste ist ja noch da. Um halb vier ist alles getan und ich schaue mich am Strand um. Fischer haben ihren Beifang auf den Strand geworfen. Dieser zieht einen ganzen Schwarm Möwen an. Später ziehen die Fischer ihre kleinen Boote mit "Jeeps" über den Strand zum Meer. Das letzte Stück schieben sie das Boot mit dem Auto. Die Fahrzeuge sind in der Regel ziemlich alt und schon ganz schön fertig. Aber für diese Aufgabe geht es auch ohne Fahrertür.

Ein großer Schwarm Möwen am Strand von Maskat. Fische haben ihren Beifang auf den Strand geworfen, dies lockt so viele Vögel an.
Omanischer Fischer ziehen hier Boot mit dem "Jeep" über den Strand ans Meer ...
… und schieben es anschließend ins Wasser.